Schlagabtauschen zwischen Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Ralf Stegner bei "Hart aber fair". Der SPD-Politiker muss sich für seine diplomatische Reise nach Baku verteidigen, die FDP-Politikerin erhebt schwere Vorwürfe. In der Gaza-Frage sprach BSW-Mitglied Michael Lüders Klartext.

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Das Thema der Runde

Bundeskanzler Friedrich Merz hat nicht nur innenpolitisch ein volles Programm vor sich, auch in der Außenpolitik muss der CDU-Chef Führungsstärke zeigen: Wie verhält sich Merz gegenüber US-Präsident Donald Trump und dem russischen Machthaber Wladimir Putin? Das Thema bei "Hart aber fair" am Montag: Putin, Trump, eine Welt in Unruhe: Wohin führt Merz Deutschland?

Die Gäste

  • Roderich Kiesewetter: Der Bundestagsabgeordnete (CDU) wünscht sich von Merz Führungsstärke gegenüber Wladimir Putin. Zugleich kritisierte er, dass Trump Putin schon vor Beginn der Friedensverhandlungen erhebliche Zugeständnisse gemacht hat. "Die USA stehen nicht auf der Seite Europas", sagte er zwei Tage nach dem ersten Telefonat zwischen Merz und Trump, das einvernehmlich verlief.
  • Marie-Agnes Strack-Zimmermann: Die FDP-Europaabgeordnete sieht in der Friktion zwischen den USA und Europa bei den Ukraine-Verhandlungen eine Chance Europas, jetzt eigenständig nach vorne zu gehen. Sie offenbarte ihre tiefe Abneigung gegenüber den russischen Machthabern. "Herr Lawrow ist ein Hund", sagte sie über den russischen Außenminister. "Der zieht Herrn Wittkoff (Sondergesandter der Vereinigten Staaten, Anm. d. Red.) über den Tisch, bevor er seinen Kaffee ausgetrunken hat."
  • Ralf Stegner: Der SPD-Bundestagsabgeordnete musste sich von Kiesewetter und Strack-Zimmermann für eine Reise nach Baku, wo er mit dem früheren SPD-Vorsitzenden Matthias Platzeck sowie Ex-CDU-Kanzleramtschef Ronald Pofalla hochrangige russische Vertreter zu Gesprächen traf, scharf kritisieren lassen. Er habe die Reise selbst bezahlt und Reden sei in Zeiten, "in denen viel zu wenig geredet wird, bitter notwendig".
  • Michael Lüders: Der Politik- und Islamwissenschaftler (BSW) bemängelte die jahrelange Funkstille des Westens gegenüber Moskau. "Im Grunde genommen hat man drei Jahre versäumt, mit Russland ein Gespräch zu suchen." Die Versuche von Friedrich Merz, vorsichtig Kritik am israelischen Vorgehen im Gazastreifen zu üben, nannte Lüders angesichts der unverhältnismäßigen Kriegsführung und Vertreibungspläne der Israelis "sinnfreie Rhetorik".
  • Sophie von der Tann: Die ARD-Korrespondentin für Israel und die Palästinensischen Gebiete stellte fest, dass der neue Außenminister Johann Wadephul (CDU) Israel mehr unterstützt als seine Amtsvorgängerin Annalena Baerbock. Sie beobachtet bei Friedrich Merz "wenig Kritik, wenig Druck" gegenüber Israel angesichts des brutalen Krieges in Gaza.
  • Jörg Wimalasena: Der politische Korrespondent bei der "Welt" lobte Donald Trumps Friedensinitiative in der Ukraine. "Es hat sich nichts bewegt in den letzten Jahren. Dass Trump sich einschaltet, ist gut." Wimalasena glaubt nicht, dass die Initiative von Merz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem britischen Premierminister Keir Starmer für eine 30-tägige Waffenruhe im Ukraine-Krieg Erfolg hat – wegen fehlender Druckmittel gegenüber Moskau.
Hart aber fair
Bei "Hart aber fair" diskutierten (v.l.n.r.) Sophie von der Tann, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Roderich Kiesewetter, Moderator Louis Klamroth, Ralf Stegner, Michael Lüders und Jörg Wimalasena. © WDR/Oliver Ziebe

Das Wortgefecht des Abends

Strack-Zimmermann wetterte minutenlang gegen Stegners Baku-Reise. Den Russen sei es egal, was Stegner denke. "Was für eine Hybris muss man haben, zu glauben, man macht den Unterschied. Es sei denn, der ehemalige Bundeskanzler hat sie hingeschickt." Stegner fuchtelte mit dem Zeigefinger in Richtung der FDP-Frau. "Das ist eine Frechheit, um das mal klar zu sagen. Es geht nicht um Hybris, nicht dass ich zum Weltfrieden beitragen kann. Ich bin da deutlich zurückhaltender als Sie im öffentlichen Auftreten."

Strack-Zimmermann fragte spöttisch: "Was machen Sie denn da, eine Kegeltour oder was?" Stegner erwiderte: "Entschuldigung. Vielleicht können wir das ein bisschen sachlicher halten. Es geht um die Frage, Bewegungsmöglichkeiten auf der anderen Seite auszuloten und ob man vermitteln könne, was man selber denke." Stegners Fazit: "Wenn man nicht miteinander spricht, wird geschossen." Punkt für den SPD-Mann, der die emotional aufgeladene, aber inhaltlich dünne Kritik Strack-Zimmermanns vehement konterte.

Die Offenbarung des Abends

Dass Marie-Agnes Strack-Zimmermann US-Präsident Donald Trump lobt, kommt auch nicht alle Tage vor. "Das Erratische von Trump hat zumindest alles in die Gänge gebracht", sagte sie zu den Friedensbemühungen des US-Präsidenten im Ukraine-Krieg. Wobei mit "erratisch" nur sein Agieren in den Verhandlungen gemeint sein kann, denn der 78-Jährige spricht schon seit Jahren davon, dass er den Krieg beenden will. Er ist sein Vorhaben nun konsequent angegangen. Auch wenn manche Aussagen Trumps gegenüber der Ukraine zuletzt für Empörung sorgten und sein Verständnis für die russischen Verhandlungs-Positionen irritierte.

Der Erkenntnisgewinn

Der Titel der Sendung versprach eine Analyse der Merzschen Außenpolitik-Pläne, doch die standen gar nicht so im Mittelpunkt. Stattdessen lebte die 75-minütige Montagstalkshow vom unterhaltsamen Dauer-Streit der Politik-Haudegen Strack-Zimmermann und Stegner, der die manchmal oberlehrerhaften Beiträge des Strack-Unterstützers Roderich Kiesewetter leichter verdaulich machte. Einziges Manko: Dass die zurückhaltend-höfliche Sophie von der Tann trotz ihrer klugen Beiträge von Gastgeber Louis Klamroth nicht häufiger in die Runde geholt wurde.