- Nach einer Woche ohne zugewiesenen Hafen verschlechtert sich die gesundheitliche Situation auf dem Seenotrettungsschiff "Humanity 1".
- Fast 1.000 Geflüchtete sitzen derzeit auf verschiedenen Booten im Mittelmeer fest.
- Die neue italienische Regierungschefin Giorgia Meloni möchte in Zukunft Flüchtlingsboote von der italienischen Küste fernhalten.
Auf dem Schiff der deutschen Seenotretter von SOS Humanity hat sich nach Angaben der Hilfsorganisation die medizinische Lage unter den 179 geretteten Bootsmigranten verschlechtert. "An Bord der 'Humanity 1' breitet sich eine grippeähnliche Infektion aus, die bei einigen Personen hohes Fieber verursacht", teilte die Organisation am Montag mit.
Die Crew wartet nach eigenen Angaben seit mehr als einer Woche auf die Zuweisung eines sicheren Hafens. An Bord befinden sich laut der Organisation mehr als 100 unbegleitete Minderjährige und ein Baby. Die Behörden in Malta oder Italien hätten die elf bisher gestellten Anfragen abgelehnt.
Fast 1.000 Menschen warten auf sicheren Hafen
Derzeit sitzen fast 1.000 Geflüchtete auf Schiffen im Mittelmeer fest. Neben der "Humanity 1" warten auch die "Geo Barents" von Ärzte ohne Grenzen mit rund 570 Menschen an Bord und die "Ocean Viking" von SOS Méditerranée mit etwas mehr als 230 Leuten auf ihrem Schiff auf einen sicheren Hafen.
Die Hafenschließung für Menschen, denen unmittelbare Gefahr droht, verstößt laut Rechtswissenschaftlerin Lena Riemer gegen Seerecht und internationale Konventionen.
Meloni verschärft Kurs gegen Geflüchtete
In der Vergangenheit wies Italien den Schiffen meist einen Hafen zu. Die neue Regierung unter der rechtsradikalen Ministerpräsidentin
Bei ihrer Antrittsrede im Parlament sagte Meloni, sie wolle die Fluchtroute über das Mittelmeer schließen und "den illegalen Menschenhandel im Mittelmeer zerbrechen." Dazu wolle sie Asylzentren in Nordafrika einrichten, die entscheiden, ob die Menschen Asyl beantragen können.
Solche Zentren werden in Europa schon länger diskutiert. Wissenschaftler haben aber erhebliche Zweifel, dass sich damit die Flucht der Menschen über das Mittelmeer stoppen lasse. (lko/dpa)
Verwendete Quellen:
- Pressemitteilung: SOS Humanity fordert dringend einen sicheren Ort für 179 Überlebende an Bord der "Humanity 1"
- Bertelsmann Stiftung: Todesfalle Mittelmeer
- Netzwerk Berlin hilft: Schließung von Nothäfen: Eine legitime Strategie der Migrationskontrolle?