Mitglieder der AfD dürfen künftig wieder beim FC Bundestag mitspielen. Das hat ein Gericht entschieden. Der Grünen-Abgeordnete Taher Saleh will das nicht hinnehmen.
Wenn der FC Bundestag kickt, soll der Spaß im Vordergrund stehen, nicht die Politik. Doch das zu trennen, gelingt nicht mehr: Der Verein hatte AfD-Mitglieder nicht mitspielen lassen. Vier Bundestagsabgeordnete der Partei haben dagegen geklagt und Recht bekommen. Das letzte Wort scheint damit jedoch nicht gesprochen.
Das Landgericht Berlin hob am Dienstag einen Beschluss der Mitgliederversammlung des Vereins vom März 2024 auf, wonach eine Vereinsmitgliedschaft und eine Parteimitgliedschaft in der AfD unvereinbar seien. Ein solcher Beschluss widerspreche der Satzung des Vereins, wonach jedes aktive oder ehemalige Mitglied des Deutschen Bundestages Mitglied werden könne. Eine Änderung dieser Regelung könne nur durch eine Satzungsänderung erfolgen, so das Gericht.
Taher Saleh (Grüne) will nicht mit AfDlern duschen
Für eine solche Änderung setzt sich Taher Saleh ein. Der Grünen-Abgeordnete positionierte sich im Interview mit dem "Spiegel" eindeutig zu möglichen Mitspielern aus der AfD: "Es geht ja nicht nur ums Sportliche: Die Frage ist, ob du mit Rechtsextremen, Nazis oder Rassisten nackig unter der Dusche stehen willst." Ihm sei das sehr unangenehm.
Wie es jetzt weitergeht? Noch sei keine Entscheidung gefallen, heißt es aus dem Büro des Vereinskapitäns Mahmut Özdemir (SPD).
Auf einer Mitgliederversammlung im März 2024 hatte sich laut Özdemir eine Mehrheit von 29 Mitgliedern bei elf Gegenstimmen und zwei Enthaltungen dafür ausgesprochen, künftig keine AfD-Vertreter mehr in den Reihen des Vereins haben zu wollen. Anlass war das von "Correctiv" aufgedeckte Geheimtreffen von AfD-Mitgliedern mit Rechtsextremen in Potsdam. "Unser Signal ist eindeutig, dass wir im FC Bundestag keine Mitglieder dulden, die als Mitglieder der AfD das Paktieren mit dem Rechtsextremismus vollziehen oder zumindest billigend in Kauf nehmen", sagte Özdemir damals. So könne sich jeder einzelne AfD-Kollege überlegen, ob ihm die Mitgliedschaft in der AfD oder die Mitgliedschaft im FC Bundestag wichtiger sei.
AfD-Abgeordnete planen Comeback beim FC Bundestag
Die AfD-Abgeordneten Jörn König und Malte Kaufmann, nach eigenen Angaben Mitglieder des Vereins, erklärten nach dem Urteil in einer gemeinsamen Mitteilung: "Wir freuen uns, bald wieder mit dem Adler auf der Brust auf dem Spielfeld unser Bestes für den FC Bundestag zu geben."
"Das Einzige, was er hinbekommt, ist aufrecht stehen."
Taher zu den fußballerischen Fähigkeiten des AfD-Abgeordneten .
Taher Saleh bezweifelt jedoch trotz der Gerichtsentscheidung, dass die beiden wirklich bald wieder auf dem Platz stehen werden. König sei ein absoluter Nichtsnutz, sagt Saleh: "Das Einzige, was er hinbekommt, ist aufrecht stehen." Auch von Malte Kaufmanns fußballerischen Fähigkeiten hält er nicht viel. Einen Pass könne man ihm schon zutrauen, "aber glauben Sie mir, auf der rechten Außenbahn sind wir schon gut aufgestellt". Sollten sie – oder andere AfD-Abgeordnete – doch wieder mitspielen dürfen, überlegt Saleh, die Mannschaft zu verlassen.
FC Bundestag kickt seit 1961
Das erste Spiel des Vereins fand laut Vereins-Homepage am 12. April 1961 statt, damals gegen eine VIP-Mannschaft des WDR. Die Spieler treffen sich von März bis November immer dienstags in den Sitzungswochen. Heimstadion ist der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin.
Viele ehemalige Mitglieder machten später Karriere, wurden Minister oder gar Kanzler. Der Verein nennt unter anderem Joschka Fischer (Grüne), Franz Josef Jung (CDU), Norbert Lammert (CDU), Franz Müntefering (SPD), Peter Ramsauer (CSU), Wolfgang Schäuble (CDU), Rudolf Scharping (SPD), Andreas Scheuer (CSU), Gerhard Schröder (SPD), Peter Struck (SPD), Klaus Töpfer (CDU) und Theodor Waigel (CSU).