Union und SPD pochen darauf, die geregelten Acht-Stunden-Tage, wie wir sie kennen, abzuschaffen. Und auch in Deutschland kommt der Vorschlag gut an – das zeigt eine repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag unserer Redaktion.

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Union und SPD wollen die tägliche Höchstarbeitszeit von acht Stunden streichen und stattdessen eine wöchentliche Obergrenze einführen. Dahinter steckt die Idee, mehr Flexibilität zu schaffen. Den Arbeitnehmern sollen die Möglichkeit bekommen, Beruf, Familie und Freizeit besser miteinander zu vereinbaren.

Alexander von Preen, Präsident des Handelsverbandes Deutschland (HDE), äußerte sich in der "Berliner Morgenpost" bereits positiv zu dem Vorschlag. Er finde das "sehr gut" und fügte hinzu: "Und zwar nicht nur wir Arbeitgeber. Auch unsere Mitarbeiter wünschen sich mehr Flexibilität." Aber findet sich diese Einschätzung auch im Rest des Landes?

Die Hälfte der Befragten will keinen starren Acht-Stunden-Tag mehr

Eine repräsentative Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag unserer Redaktion zeigt: Tatsächlich findet rund jeder zweite Deutsche die Abschaffung der täglichen zugunsten einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit richtig.

Im Befragungszeitraum vom 16.04. bis 17.04.2025 wurden 5.002 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren online befragt. Die Frage lautete: "Wie bewerten Sie den Vorschlag von Union und SPD, die tägliche Höchstarbeitszeit von acht Stunden abzuschaffen und stattdessen eine wöchentliche Grenze festzulegen?"

Während 50 Prozent der Befragten den Vorschlag für "richtig" halten – davon 17 Prozent "eher" und 33 Prozent "eindeutig"– sind 29 Prozent anderer Meinung. Diese halten den Vorschlag für falsch. 21 Prozent halten ihn für "eindeutig falsch", während 8 Prozent dies mit "eher falsch" etwas zurückhaltender ausdrücken. 21 Prozent sind noch unentschieden.

Insbesondere ältere Deutsche sind für den Vorschlag

Zudem stößt das Vorhaben besonders bei älteren Befragten auf Zustimmung. Unter den über 65-Jährigen sprechen sich 58 Prozent für die Einführung einer wöchentlichen Maximal-Stundenanzahl und gegen die tägliche Höchstarbeitszeit aus, während nur 24 Prozent diese Idee ablehnen. 18 Prozent sind unentschieden.

Auch bei den 50- bis 64-Jährigen ist die Stimmung überwiegend positiv: 52 Prozent sind dafür, 27 Prozent dagegen und 21 Prozent unentschieden.

Ebenfalls gut kommt der Plan von Union und SPD bei den 18- bis 24-Jährigen an: 48 Prozent unterstützen ihn, 28 Prozent lehnen ihn ab.

Unter den 30- bis 39-Jährigen ist das Stimmungsbild schon gemischter: Zwar sind immer noch 43 Prozent dafür, dagegen sind mit 36 Prozent aber deutlich mehr Menschen als in den älteren Gruppen; 21 Prozent sind unentschieden.

Am skeptischsten ist die Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen: Nur 38 Prozent finden die Idee richtig, während 37 Prozent dagegen sind und 25 Prozent unentschieden bleiben.

FDP-Anhänger wollen wöchentliche Obergrenze, Linken-Anhänger nicht

Betrachtet man die Ergebnisse der Umfrage nach der jeweiligen Parteipräferenz, fällt auf, dass die Anhänger der FDP mit einer deutlichen Mehrheit von 75 Prozent den Vorschlag von Union und SPD unterstützen. Nur 12 Prozent halten ihn für falsch, 13 Prozent sind unentschieden. Auch bei den Anhängern der Union zeigt sich ein klares Bild: 70 Prozent befürworten den Vorschlag, 16 Prozent lehnen ihn ab, 14 Prozent bleiben unentschlossen.

Im Gegensatz dazu sprechen sich die Anhänger der Linken zu 53 Prozent gegen die Einführung einer wöchentlichen Maximalobergrenze anstelle des täglichen Acht-Stunden-Tages aus. Nur 26 Prozent der Linken-Anhänger unterstützen den Vorschlag.

Unter den Befürwortern der SPD und der Grünen zeigt sich eine Tendenz zugunsten des Vorschlags: 49 Prozent der SPD-Anhänger und 45 Prozent der Grünen-Anhänger wünschen sich eine flexiblere Arbeitszeitgestaltung. Dagegen sprechen sich nur 26 Prozent der SPD-Anhänger und 31 Prozent der Grünen-Anhänger aus. Unentschieden sind bei der SPD 25 Prozent und bei den Grünen 24 Prozent.

Die AfD-Anhänger sowie die Anhänger des BSW zeigen sich weniger eindeutig. 43 Prozent der AfD-Anhänger und 44 Prozent der BSW-Anhänger unterstützen den Vorschlag, während 34 Prozent der AfD-Anhänger und 37 Prozent der BSW-Anhänger ihn ablehnen.

Unterschiede je nach beruflicher Stellung

Auffällig ist auch der hohe Anteil von Beamten und leitenden Angestellten, die sich jeweils zu 58 Prozent für den Vorschlag aussprechen. Nur 26 Prozent dieser Gruppen halten ihn für nicht richtig, während 16 Prozent unentschlossen sind.

Anders sieht es bei den Arbeitern aus: Hier ist mit 38 Prozent der Anteil der Befürworter fast genauso groß wie der der Gegner (35 Prozent). 27 Prozent der Arbeiter sind unentschieden.

Zudem zeigt sich unter den Angestellten eine eher positive Tendenz, wenn auch keine eindeutige: 42 Prozent unterstützen den Vorschlag, 33 Prozent lehnen ihn ab, 16 Prozent bleiben unentschlossen.

Kritik: "Giftcocktail für die Gesundheit"

Wenn Alexander von Preen also davon spricht, dass nicht nur er, sondern auch die Mitarbeiter sich mehr Flexibilität wünschen würden, hat er damit teilweise recht. Die Ergebnisse der Civey-Umfrage zeigen, dass es unter den Angestellten in Deutschland aber durchaus auch Zweifel an dem Konzept gibt.

Auch der Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) äußert Zweifel. DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa: "Zusammen mit der offenbar geplanten Abschaffung des 8-Stunden-Tages ist das ein Giftcocktail für die Gesundheit und Leistungskraft von Beschäftigten."

Informationen zur Methode

  • Civey hat für 1&1 Mail und Media GmbH vom 16.04. bis 17.04.2025 wurden 5.002 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren online befragt. Die Ergebnisse sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 2,5 Prozentpunkten (Gesamtergebnis).
  • Zusätzliche Informationen zur Methode finden Sie auf Civey.com und im Civey-Whitepaper.

Verwendete Quellen

Teaserbild: © picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte