Arbeitsministerin Bärbel Bas hat sich dafür ausgesprochen, dass auch Beamte, Selbstständige und Abgeordnete in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen sollten. Die Mehrheit der Deutschen findet den Vorschlag gut – die Beamten jedoch weniger. Das zeigt eine repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag unserer Redaktion.
Die neue Arbeitsministerin
Ihr Vorschlag ließ nicht lange auf Reaktionen warten: Volker Geyer, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Beamtenbundes, zeigte sich im Deutschlandfunk wenig begeistert: "Das löst kein einziges Problem der Rentenversicherung." Sein Hauptargument: Wenn Beamte Beiträge zahlen sollen, müsste auch ihr Gehalt entsprechend steigen – das würde den Staat teuer zu stehen kommen.
Doch schaut man auf die Stimmung in der Bevölkerung, ergibt sich ein anderes Bild. Schon vor Bas’ Vorstoß hatten sich laut einer repräsentativen Civey-Umfrage im Auftrag unserer Redaktion 64 Prozent der Befragten dafür ausgesprochen, Beamte und Selbstständige stärker in die Rentenversicherung einzubinden.
Die Befragung lief vom 19. Mai 2024 bis zum 14. Mai 2025 und umfasste 5.116 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren.
Mehrheit der Deutschen unterstützt Bärbel Bas´ Vorstoß
Und auch eine weitere, frisch durchgeführte Umfrage nach Bekanntwerden von Bas’ Vorschlag bestätigt den Trend: Eine klare Mehrheit der Deutschen fände es richtig, wenn künftig alle Berufsgruppen zur gesetzlichen Rente beitragen würden.
Der Befragungszeitraum dieser Umfrage, ebenfalls durchgeführt vom Forschungsinstitut Civey, lief vom 13.05.2025 bis 15.05.2025. Befragt wurden 5.004 Deutsche ab 18 Jahren zur Frage: "Wie würden Sie es bewerten, wenn Beamte, Selbstständige und Abgeordnete in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen müssten?"
Während 74 Prozent der Befragten den Vorschlag für "richtig" halten – davon 67 Prozent "eindeutig" und 7 Prozent "eher" –, sprechen sich 18 Prozent dagegen aus. 14 Prozent bewerten ihn als "eindeutig falsch", 4 Prozent als "eher falsch". Weitere 8 Prozent sind unentschlossen.
Beamte lehnen die Idee mehrheitlich ab
Wie zu erwarten war, sind es die Beamten, die den Vorschlag am deutlichsten ablehnen. 66 Prozent der befragten Beamtinnen und Beamten sind dagegen, nur 23 Prozent befürworten ihn. 11 Prozent zeigen sich unentschieden.
Ganz anders sieht es bei der Berufsgruppe der Arbeiter aus. Mit satten 94 Prozent Zustimmung ist hier die Unterstützung für Bas’ Idee fast einstimmig. Nur jeweils 3 Prozent lehnen sie ab oder enthalten sich. Auch unter Angestellten fällt die Zustimmung mit 84 Prozent deutlich aus. Bei leitenden Angestellten sind es immerhin 81 Prozent. Die Ablehnung liegt hier bei 8 (Angestellte) bzw. 15 Prozent (leitende Angestellte).
Minimale Unterschiede zwischen West und Ost
Auch regionale Unterschiede lassen sich erkennen: In Westdeutschland halten 73 Prozent der Befragten den Vorschlag für richtig, im Osten sind es sogar 83 Prozent. Im Westen lehnen 19 Prozent den Vorstoß ab, 8 Prozent sind unentschieden. Im Osten liegt die Ablehnung bei lediglich 11 Prozent, 6 Prozent enthalten sich.
FDP-Anhänger sprechen sich am ehesten gegen den Vorschlag aus
Interessant ist auch der Blick auf die Parteipräferenzen: Hier zeigt sich das Lager der FDP am kritischsten. So lehnen 48 Prozent der FDP-Anhänger die Einbeziehung von Beamten, Selbstständigen und Abgeordneten ab. Allerdings spricht sich fast die Hälfte – 45 Prozent – auch dafür aus. 7 Prozent sind unentschieden.
Bei Wählerinnen und Wählern anderer Parteien ist die Zustimmung deutlich größer. 55 Prozent der Unionsanhänger finden den Vorschlag richtig, 27 Prozent sind dagegen. Unter SPD-Anhängern liegt die Zustimmung bei 83 Prozent, bei Grünen sogar bei 85 Prozent. Nur 11 Prozent der SPD-Anhänger und 6 Prozent der Grünen-Anhänger lehnen den Vorschlag ab. Selbst unter AfD-Anhängern unterstützen 72 Prozent die Idee – 19 Prozent sind dagegen, 9 Prozent unentschieden.
Bas bekommt Gegenwind aus der Union
Wie die neue Regierung mit der Herausforderung umgeht, dass künftig mehr Menschen Altersbezüge erhalten als Beschäftigte Beiträge in die Sozialkassen einzahlen, bleibt zunächst unklar. Auch, ob Bas’ Vorschlag letztlich berücksichtigt wird, ist offen, da der Koalitionspartner wenig davon hält.
Stimmen aus der Union haben den Vorschlag bereits abgelehnt. CDU-Politiker Christoph Ahlhaus sagte der "Bild", er halte den Vorschlag für "populistischen Unfug, der kein einziges Problem der Rente langfristig löst. Selbstständige brauchen Entlastung, keine Zwangsmitgliedschaft in einer sturmreifen Staatsrente. Wirtschaftswende geht anders. Der Kanzler sollte das von Anfang an klarstellen".
Informationen zur Methode
- Civey hat für 1&1 Mail und Media GmbH vom 13.05.2025 bis 15.05.2025 5.004 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren online befragt. Die Ergebnisse sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 2,5 Prozentpunkten (Gesamtergebnis)
- In einer weiteren Umfrage hat Civey für 1&1 Mail und Media GmbH für 1&1 Mail und Media GmbH vom 19. Mai 2024 bis zum 14. Mai 2025 5.116 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren online befragt
- Zusätzliche Informationen zur Methode finden Sie auf Civey.com und im Civey-Whitepaper.
Verwendete Quellen:
- Civey-Umfrage
- Material der Nachrichtenagentur dpa
- bild.de: Schwarz-roter Zoff um Renten-Revolution
- deutschlandfunk.de: Volker Geyer, stellv. Bundesvorsitzender DBB, zur Rentendiskussion