Schadet Social Media Kindern und Jugendlichen mehr, als es ihnen bringt? Die Bundesregierung ist jedenfalls der Meinung, dass der Zugang altersbegrenzt sein sollte. Ist das das Ende von TikTok und Co. im Kinderzimmer?

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Klare Regeln für die Nutzung von Social Media sind aus Sicht von Bundesjustizministerin Stefanie Hubig wichtig für ein Aufwachsen ohne Stress und Mobbing. "Kinder und Jugendliche brauchen Schutz statt Selbstdarstellungsdruck", sagte die SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur.

Eine klare und vor allem wirksame Altersgrenze für die Nutzung sozialer Medien schütze Kinder in ihrer Privatsphäre und fördere zudem eine gesunde Entwicklung. Eine Erleichterung wäre das nach Einschätzung der Ministerin auch für Eltern, die dann nicht mehr Tag für Tag mit ihren Kindern über deren Aktivitäten auf Social Media diskutieren müssten.

Erste Erfahrungen – auch in anderen Ländern – deuteten darauf hin, dass sich eine solche Einschränkung positiv auf Kinder und Jugendliche in Schulen auswirke. Dort gebe es dann "weniger Mobbing, mehr Konzentration, sozialeres Miteinander".

Kinder am Handy

Studie: Social-Media-Nutzung bei vielen Kindern problematisch

Nach der Corona-Krise ist ein problematischer Gebrauch digitaler Medien bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland weit verbreitet. Mehr Aufklärung sei nötig, fordert ein Experte. (Photocredit: Shutterstock/Ground Picture)

Günther fordert Altersgrenze für Social Media

Eine Altersgrenze fordert auch der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Daniel Günther (CDU). "Als Staat haben wir unsere Schutzfunktion in den vergangenen Jahren wirklich vernachlässigt", sagte Günther der "Bild am Sonntag". Daher sei es höchste Zeit, dass ein Paradigmenwechsel eingeleitet und alles getan werde, "damit unter 16-Jährige wirklich TikTok-frei, überhaupt frei von Social Media in unserer Gesellschaft aufwachsen können".

Günther äußerte sich mit Blick auf einen diesbezüglichen Leitantrag, den sein CDU-Landesverband Mitte Juni beschließen will. Darin wird auch eine stärkere Kontrolle der Plattformen insgesamt gefordert. Der Ministerpräsident begründete den Vorstoß mit den negativen Auswirkungen sozialer Medien auf Jugendliche und die Gesellschaft.

"Soziale Medien bringen bei mangelnder Kontrolle Kinder mit Dingen in Kontakt, die gewaltverherrlichend sind, die sexualisierte Gewalt zeigen und die Fake News verbreiten", sagte der CDU-Politiker. Die Kinder würden dadurch massiv überfordert und "Eltern haben keine Möglichkeit mehr, überhaupt herauszufinden, was ihre Kinder alles über sich ergehen lassen müssen."

Auch Bundesbildungs- und Familienministerin Karin Prien (CDU), die ebenfalls dem CDU-Landesverband Schleswig-Holstein angehört, warb für eine wirksame Altersregulierung beim Zugang zu den sozialen Medien. "Im Moment ist es so, dass Kinder und Jugendliche im Internet ohne jeden Schutz gewaltverherrlichenden, pornografischen und extremistischen Inhalten ausgesetzt sind", sagte Prien der Welt am Sonntag".

Wer ernsthaft behaupte, dass man das ohne eine Regulierung hinbekomme, der führe die Menschen in die Irre, sagte die Ministerin. "Wir lassen unsere Kinder doch auch nicht ins Bordell oder in den Schnapsladen.". Sie betonte, es gehe ihr um den Kinder- und Jugendschutz - "nicht um die Einschränkung der Meinungsfreiheit in den sozialen Medien".

Warum soziale Medien nicht glücklich machen? Weil etwas Entscheidendes fehlt

Was bleibt nach dem Scrollen durch soziale Medien meist? Leere. Wir erklären den Grund dafür in unserer Wissenschaftskolumne "Die Psychologie hinter den Schlagzeilen".

Expertenkommission soll Social-Media-Einfluss untersuchen

CDU, CSU und SPD hätten im Koalitionsvertrag vereinbart, eine Expertenkommission einzusetzen, um die Auswirkungen digitaler Medien auf Kinder und Jugendliche zu untersuchen. Hubig sagte, sie unterstütze Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) in ihrem Bestreben, hier schnell voranzukommen. Prien hatte sich zuletzt mehrfach für eine gesetzlich verankerte Altersverifikation ausgesprochen.

In mehreren europäischen Staaten gibt es bereits Handyverbote an Grundschulen, wobei die Regeln sehr unterschiedlich sind. Das Thema einer effektiveren Überprüfung des Alters von Nutzerinnen und Nutzern sozialer Medien wird aktuell auch auf EU-Ebene diskutiert. (afp/dpa/bearbeitet von the)