Hans-Georg Maaßen muss seinen Posten als Chef des Verfassungsschutzes räumen. Er wird stattdessen Staatssekretär im Bundesinnenministerium. Das teilt die Bundesregierung mit.

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Der Präsident des Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, wird weggelobt: Der 55-Jährige muss seinen Posten räumen und wird stattdessen neuer Staatssekretär im Bundesinnenministerium unter Horst Seehofer. Für Maaßen kommt dieser Schritt einer Beförderung gleich.

Das Amt des Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz werde neu besetzt. Das teilte die Bundesregierung mit.

"Bundesinnenminister Horst Seehofer schätzt seine [Maaßens; Anm.d.Red.] Kompetenz in Fragen der öffentlichen Sicherheit, allerdings wird Herr Maaßen im Ministerium nicht für die Aufsicht über das Bundesamt für Verfassungsschutz zuständig sein", heißt es in der Pressemitteilung der Regierung.

CSU-Lob für Beförderung

Die Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, Andrea Lindholz, hat die Beförderung von Hans-Georg Maaßen zum Staatssekretär im Innenministerium begrüßt. Die CSU-Abgeordnete sagte am Dienstag: "Im Sinne der Sicherheit in Deutschland begrüße ich es ausdrücklich, dass uns die unbestreitbare Kompetenz von Herrn Dr. Maaßen an herausragender Stelle erhalten bleibt." Die "parteitaktischen Spielchen auf Kosten der Sicherheitsbehörden" müssten jetzt endlich ein Ende finden.

Lindholz sagte, es sei dennoch schade, dass Maaßen von seinem Dienstposten als Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz abzuberufen worden sei. Sie bedaure, dass dieser Schritt wegen eines Kommunikationsfehlers, den Maaßen selbst "ausdrücklich bedauert" habe, notwendig geworden sei. Da "die teilweise unsäglichen und unbegründeten Anfeindungen" gegen Maaßen dessen Amtsführung beeinträchtigt hätten, sei sein geplanter Wechsel ins Innenministerium aber nun eine gute Lösung.

Spott und Kritik

Bei der Opposition sorgte der Wechsel Maaßens für beißenden Spott. Linksfraktionschef Dietmar Bartsch meinte: "Dass er faktisch befördert wird und die SPD das mitträgt, ist eine Farce. Illoyalität lohnt sich." Das Innenministerium dürfe keine Resterampe "für politisch unhaltbare Beamte" sein, so Bartsch.

"Das ist eine unfassbare Mauschelei. Wer illoyales Verhalten und Kuschelei mit der AfD belohnt statt ahndet, hat jedes Gespür für Anstand verloren. Und die SPD macht alles mit", kommentierte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt.

Der FDP-Innenpolitiker Benjamin Strasser zeigte sich ernüchtert. "Verlierer sind die Bundeskanzlerin und die SPD, denn ein Rücktritt oder eine Entlassung ist das nicht. Verlierer ist auch Horst Seehofer, der an Maaßen festhalten wollte. Und einen schweren Stand hat der Nachfolger oder die Nachfolgerin beim BfV schon jetzt, denn Horst Seehofer hat deutlich gemacht, dass Maaßen der Mann seines Vertrauens ist." Ein Neuanfang beim Bundesamt sei mit diesem Innenminister nicht möglich.

Beförderung eine Scheinlösung

FDP-Chef Christian Lindner hat den Wechsel Hans-Georg Maaßen scharf kritisiert. "Die Beförderung von Herrn Maaßen ist eine formelhafte Scheinlösung. Entweder man vertraut ihm oder nicht", sagte Lindner der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag.

"Das Theater offenbart am Ende nur, dass die Koalition keine Linie und keine Konsequenz hat. Am Ende gibt es nur Verlierer inklusive der Menschen, die diese Farce in jedem Fall nur mit Kopfschütteln verfolgen können", erklärte Lindner.

Als Staatssekretär im Innenministerium verdient Maaßen mehr Geld als bislang als Geheimdienst-Chef.

Seehofer äußert sich am Mittwoch zu Maaßens neuen Aufgaben

Einzelheiten zu den jeweiligen Zuständigkeiten im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat werde Seehofer am Mittwoch im Laufe des Tages bekannt geben.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich am Dienstagnachmittag mit CSU-Chef Seehofer und der SPD-Vorsitzenden Andrea Nahles zu einem Krisengespräch getroffen, um über Maaßens Zukunft zu entscheiden. Ein erstes Treffen vergangenen Donnerstag war ergebnislos verlaufen.

Auslöser der Debatte um Maaßen war seine Aussage, ihm lägen "keine belastbaren Informationen" vor, dass es in Chemnitz zu Hetzjagden auf ausländisch aussehende Menschen gekommen sei.

Vielmehr sprächen "gute Gründe" dafür, dass es sich bei einem entsprechenden Video "um eine gezielte Falschinformation handelt, um möglicherweise die Öffentlichkeit von dem Mord in Chemnitz abzulenken".

In Chemnitz war am 26. August ein 35-jähriger Deutscher erstochen worden. Des Totschlags tatverdächtig sind drei Asylbewerber. Einer von ihnen wurde am Dienstag mangels dringenden Tatverdachts aus der Untersuchungshaft entlassen. (ank)

Verwendete Quellen:

  • Pressemitteilung der Bundesregierung
  • dpa
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