- Die enttäuschenden ersten Ergebnisse der Republikaner bei den Zwischenwahlen sind ein herber Rückschlag für Donald Trump.
- Für die Präsidentschaftskandidatur 2024 könnte Trump nun Konkurrenz aus den eigenen Reihen bekommen.
- Mehrere Kandidaten bringen sich in Stellung, darunter ein alter Bekannter.
Sind die Trump-Jahre vorbei? Die Zwischenwahlen in den USA haben bei den Republikanern einiges durcheinandergewirbelt. Umfragen hatten der Partei zum Teil überwältigende Erfolge vorhergesagt. Doch diese blieben aus - und das ist vor allem für Ex-Präsident
Er ist derjenige, der den Ton in der Partei angibt. Viele von Trumps prominenten Schützlingen mit politischen Extrempositionen verloren bei den Midterms oder lagen in den Auszählungen hinten.
Eine besonders schwere Niederlage für Trump war die seines Schützlings Mehmet Oz im umkämpften US-Bundesstaat Pennsylvania. Der verlor bei der Abstimmung für den Senatssitz gegen den Demokraten John Fetterman, der den Republikanern damit sogar einen Sitz im Senat abnehmen konnte. Das könnte die Republikaner dort am Ende die Mehrheit kosten.
Fox News: "Donald Trump ist der Verlierer der Wahl"
Republikanische Schwergewichte hielten sich mit ihrem Urteil über die Lage der Partei und mit Prognosen zur Zukunft Trumps zumindest kurz nach der Wahl zurück.
Doch ausgerechnet beim rechten US-Fernsehsender Fox News fand man deutliche Worte. "Ron DeSantis ist der neue Anführer der republikanischen Partei", kommentierte dort Kolumnistin Liz Peek. "Die Republikaner sind bereit, ohne Donald Trump weiterzuziehen." Der 76-Jährige sei der größte Verlierer der Wahl.
Trump dürfte sich das etwas anders vorgestellt haben, als er - ausgerechnet einen Tag vor den Wahlen - eine "sehr große Mitteilung" für den 15. November ankündigte. Mit einer Kandidatur kokettiert der 76-Jährige schon länger.
Sein Plan dürfte wohl gewesen sein, diese voll gestärkt nach einer Erfolgswelle für die Republikaner bei den Kongresswahlen zu verkünden. Nun ist er angeschlagen. Das liegt nicht zuletzt an seinem Rivalen DeSantis. Bei den Zwischenwahlen gelang dem Gouverneur von Florida ein sehr starkes Ergebnis für seine Wiederwahl.
DeSantis steht für die Fortsetzung von Trumps Politik
DeSantis ist 44 Jahre alt und damit deutlich jünger als Trump. Er hat an den Elite-Unis Yale und Harvard studiert, wirkt in seiner Außendarstellung auch weniger schrill. Aber er liebt wie Trump öffentlichkeitswirksame Aktionen und hat dabei auch stets ein Händchen für die Parteibasis.
DeSantis scheint in der Breite der Bevölkerung aktuell mehrheitsfähiger als Trump. Doch die Positionen des neuen republikanischen Hoffnungsträgers unterscheiden sich kaum von denen seines politischen Ziehvaters Trump.
Das Magazin "The Atlantic" forderte ihn nach der Wahl auf, nun seine Stärke zu nutzen und aus Trumps Schatten zu treten: "Ist der wiedergewählte Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, ein Anführer oder ein Mitläufer, ein Mann oder eine Maus?"
Trumps Ex-Vize Mike Pence bringt sich in Stellung
Mit Blick auf eine Kandidatur bei den Präsidentenwahlen 2024 dürften sich neben DeSantis nun auch andere Republikaner dazu ermutigt fühlen, den Schritt aus der Deckung zu wagen. Aus der gemäßigteren Ecke der Partei könnten sich etwa der Gouverneur von Virginia, Glenn Youngkin, und Ex-Vizepräsident
Am Tag nach den Zwischenwahlen veröffentlichte das "Wall Street Journal" einen Auszug aus Pence' Memoiren, die bald erscheinen sollen. Darin distanziert er sich von Trump, etwa indem er beschreibt, wie er während des Sturms auf das Kapitol am 6. Januar 2021 "seinem Gewissen folgte". Wohlgewägte Worte, veröffentlicht zu einem interessanten Zeitpunkt.
Ein anderer Republikaner, der in den kommenden Monaten im Fokus stehen dürfte, ist Kevin McCarthy. Er galt vor der Wahl als Favorit für das mächtige Amt des Vorsitzenden des Repräsentantenhauses und damit Nachfolger der Demokratin Nancy Pelosi. Doch das Abstimmungsergebnis hat seine Position geschwächt. Noch ist offen, ob die Republikaner wirklich eine Mehrheit im Repräsentantenhaus haben werden. Und ob McCarthy eine knappe Mehrheit von wenigen Sitzen zusammenhalten kann, ist unklar.
Viele Rechtsextreme im neuen Kongress
Denn bei den Wahlen sind auch Trump-Getreue wie die Verschwörungstheoretikerin Marjorie Taylor Greene erneut ins Parlament gewählt worden. Diese rechtsextremen Abgeordneten konnten unter McCarthy, der aktuell republikanischer Minderheitsführer ist, bereits ihren Einfluss ausbauen und ohne Konsequenzen Hass und Lügen verbreiten. Sollte McCarthy tatsächlich Vorsitzender der Kammer werden, müsste er entscheiden, wie er diese Rolle inhaltlich prägen will.
Ob mit dem schlechten Ergebnis auch die extremen Positionen, die von vielen Trump-Anhängern vertreten werden, dauerhaft abgestraft wurden, ist mehr als offen. Denn auch nach der Attacke auf das Kapitol am 6. Januar 2021 hat sich die Partei nicht von Trump losgesagt - im Gegenteil. Nach einem kurzen Moment des Schocks folgte sie ihm weiter.
In der Vergangenheit war die Lage direkt nach einer Zwischenwahl häufig sehr unbeständig, das Machtgefüge bei Republikanern wie Demokraten musste sich neu austarieren. Bis die Parteien in Vorwahlen ihre Präsidentschaftsbewerber aussieben, treten häufig überraschende Kandidaten ins Rampenlicht.
Bevor etwa Trump 2014 seinen Hut in den Ring warf, hatte er in Umfragen gar keine Rolle gespielt. Stattdessen galten damals Jeb Bush, Mitt Romney und Chris Christie als Favoriten für die Präsidentschaftskandidatur 2016. Später hatte dann keiner von ihnen bei den Vorwahlen eine Chance gegen Trump. (dpa/lko)

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.