• Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht hat in einem Video zu Silvester auf das Jahr 2022 zurückgeblickt.
  • Lambrechts Worte und die Machart des Videos sorgen in den sozialen Medien für scharfe Kritik.
  • Aus der CDU kommt erneut die Forderung, Kanzler Olaf Scholz müsse Lambrecht entlassen.

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Verteidigungsministerin Christine Lambrecht erntet für ihre Rede im einsetzenden Silvesterfeuerwerk viel Kritik. Die SPD-Politikerin hatte am Sonntag über ihren privaten Instagram-Account ein Video geteilt, in dem sie das Jahr 2022 bilanzierte. Ihre Sätze wurden vom Pfeifen von Silvesterraketen und explodierenden Böllern überlagert.

Lambrecht sagte, das Jahr 2022 habe uns vor unglaubliche Herausforderungen gestellt. "Mitten in Europa tobt ein Krieg. Und damit verbunden waren für mich ganz viele besondere Eindrücke, die ich gewinnen konnte, viele, viele Begegnungen mit interessanten und mit tollen Menschen. Dafür sage ich ein herzliches Dankeschön." Sie dankte zudem den über Neujahr arbeitenden Einsatzkräften.

Dass Lambrecht nach dem Kriegsjahr 2022 ihre "Begegnungen mit tollen Menschen" herausstellt, sorgte in den sozialen Medien für Kritik und Häme. Das Gleiche gilt für den Umstand, dass sie ihre Botschaft ausgerechnet mit Feuerwerksexplosionen im Hintergrund aufnahm.

Häme, Irritation, Ratlosigkeit

Grünen-Mitglied Stephan Bischoff zog Lambrechts Botschaft ins Lächerliche, indem er sie mit einer Szene aus der Komödie "Die Nackte Kanone" in Verbindung brachte.

Auch Expertinnen und Experten äußerten sich im sozialen Netzwerk irritiert bis bestürzt: Der Kommunikationswissenschaftler Johannes Hillje schrieb auf Twitter: "Politische Kommunikation braucht in erster Linie politisches Gespür. Der Rest ist Handwerk." Beides fehle im Video von Lambrecht. Die Juristin und Transatlantik-Expertin Constanze Stelzenmüller schrieb ebenfalls auf Twitter: "Ratlos. Einfach ratlos."

Serap Güler (CDU) fordert Christine Lambrechts Entlassung

Lambrecht steht schon seit Beginn des Krieges in der Ukraine in der Kritik. Die CDU-Verteidigungspolitikerin Serap Güler legte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) jetzt nahe, die Ministerin zu entlassen. Güler schrieb mit Hinweis auf den Ukraine-Krieg: "Die Rede über den Krieg mit Silvesterböllern im Hintergrund setzt ihrer Serie von Peinlichkeiten nur noch die Krone auf. Deshalb: Jede weitere Minute, in der der Bundeskanzler an dieser Ministerin noch festhält und damit das Ansehen unseres Landes weiter beschädigt, geht auf sein Konto."

Es gehe schon lange nicht mehr um die Außenwirkung einer Ministerin, sondern um Deutschlands Wahrnehmung in Europa und der Welt. "Wer soll uns so noch ernst nehmen?", schrieb Güler am Montagmorgen. Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Johann Wadephul, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Das Video zeigt nochmal deutlich, dass sie die Falsche in diesem zentralen Amt ist - und das in diesen Kriegszeiten in Europa."

An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fließen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäß dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.

Kein Kommentar von der Bundesregierung

Die Bundesregierung will das Video nicht kommentieren. "Ich sehe jetzt keinen Anlass, das hier zu bewerten", sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann am Montag in Berlin. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums betonte, es handele sich um ein privat aufgenommenes Video, für das keine Ressourcen des Ministeriums verwendet worden seien.

Auf die Frage, ob die Filmaufnahme angesichts des Kriegs in der Ukraine eine angemessene Form sei, das neue Jahr zu begrüßen, sagte er: "Die Worte der Ministerin im Video stehen für sich. Es ist nicht an mir, das zu kommentieren." (fab/dpa)

Verwendete Quellen:

  • dpa
  • Instagram-Account von Christine Lambrecht
  • Twitter-Accounts von Stephan Bischoff, Serap Güler, Johannes Hillje und Constanze Stelzenmüller
Teaserbild: © dpa / Kay Nietfeld/dpa/Archiv