- Laut einem Medienbericht sind chinesische Militärballons in den letzten Jahren immer wieder in den taiwanesischen Luftraum eingedrungen.
- Die Ballons sammeln wohl Daten zur Nutzung für Radar und Raketensysteme.
- China beansprucht die Insel für sich - Taiwan fürchtet eine bevorstehende Invasion.
Dutzende chinesische Militärballons sind nach einem Medienbericht in den vergangenen Jahren auch in den taiwanesischen Luftraum eingedrungen - viel mehr, als bisher bekannt.
"Sie kommen sehr häufig, der letzte erst vor ein paar Wochen", sagte ein hoher taiwanesischer Beamter nach Angaben der "Financial Times" vom Montag. Eine andere Person sagte demnach, solche Überflüge habe es durchschnittlich einmal im Monat gegeben.
Bisher hatte das Verteidigungsministerium in Taipeh nur einen solchen Zwischenfall vor einem Jahr mit einer ganzen Reihe von Ballons über dem Norden der Insel bestätigt. Nach Angaben des US-Militärs hat China eine ganze Flotte von Beobachtungsballons im Einsatz. Das Überwachungsprogramm erstrecke sich über mehr als 40 Länder auf fünf Kontinenten. Nach dem Abschuss eines mutmaßlichen Spionageballons aus China vor gut einer Woche zerstörte das US-Militär drei weitere unbekannte Flugobjekte über den USA und Kanada.
Die Ballons über Taiwan fliegen laut "Financial Times" normalerweise nur in einer Höhe von rund sechs Kilometern - viel niedriger als der mutmaßliche chinesische Spionageballon über den USA, der in 18 bis 20 Kilometern Höhe und damit über dem kommerziellen Luftverkehr flog. Auch seien sie aus einem anderen Material. Vom Ausmaß und den Geräten an Bord gehörten sie aber nicht zu Wetterballons, die ohne vorherige Genehmigung in den Luftraum anderer Länder fliegen dürfen.
Ballons sammeln wohl Daten für chinesisches Militär
Auch Japan und die Philippinen beobachteten zuletzt fremde Flugobjekte in ihrem Luftraum, gaben aber wenig Details darüber bekannt. Im Falle Taiwans ist der Einsatz von militärischen Ballons besonders besorgniserregend, da China die Insel als Teil der Volksrepublik betrachtet und mit einer Eroberung droht.
Dementsprechend hat Taiwan auch ein Interesse, die Weltöffentlichkeit über mögliche chinesische Vorbereitungen einer Invasion zu informieren: "Einige der Ballons werden von der Luftwaffe und andere von den Raketenstreitkräften betrieben" sagte ein taiwanesischer Regierungsmitarbeiter gegenüber der "Financial Times".
Taiwan schicke immer wieder Militärflugzeuge hoch, um sie zu beobachten. Die Ballons sammelten atmosphärische Daten zur Nutzung für Radar- und Raketensysteme, berichtete die "Financial Times" weiter.
Auch China beschwert sich über Flugobjekte
In der Ballon-Affäre hat China seinerseits die USA beschuldigt, im vergangenen Jahr mehr als zehn Mal illegal Ballons in großer Höhe über China fliegen gelassen zu haben. Die USA sollten aufhören, andere zu beschuldigen und Konfrontation zu suchen, sagte Außenamtssprecher Wang Wenbin am Montag vor der Presse in Peking. Es komme ziemlich häufig vor, dass US-Ballons in großer Höhe über andere Länder flögen.
Auch schickten die USA Flugzeuge und Kriegsschiffe, um Informationen über China zu sammeln, sagte der Sprecher. In diesem Jahr seien bereits 64 Einsätze im Südchinesischen Meer verzeichnet worden. China beansprucht einen großen Teil des umstrittenen Meeresgebiets für sich. Das internationale Schiedsgericht in Den Haag hat die Ansprüche 2016 abgewiesen. Peking ignoriert das Urteil jedoch und baut dort Militäranlagen.
"Es ist ziemlich klar, welches Land das führende Spionage-Imperium in der Welt ist", sagte der Sprecher. Er verwies auch auf Abhöraktivitäten und das große Netz von Agenten der USA. Die USA hätten in der Vergangenheit schon Gespräche und Botschaften ausländischer Regierungsspitzen aus Deutschland, Frankreich, Norwegen, Schweden, den Niederlanden und anderen europäischen Länder abgefangen. (dpa/lko)