• Nach dem verheerenden Frontalzusammenstoß zweier Züge gibt es massive Vorwürfe gegen den staatlichen Bahnbetreiber.
  • Die Zahl der Toten steigt derweil weiter.
  • Immer noch warten verzweifelte Verwandte auf die Identifizierung der Leichen.

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Trauer und Entsetzen herrschen in Griechenland nach dem schweren Zugunglück mit mindestens 57 Toten und Dutzenden Verletzten. Nun kommen grausame Details zu Tage: Die Familie, die bei der Kollision zweier Züge in der Nacht zum Mittwoch drei junge Töchter verlor; die Elternpaare, die noch verzweifelt auf die Identifizierung der Leichen warten, um Gewissheit zu erhalten. Die Opfer können zum Teil nur per DNA-Analyse identifiziert werden, was dauert. Deshalb wird auch damit gerechnet, dass die Zahl der Toten noch weiter steigt. Gleichzeitig häufen sich die Vorwürfe an den Staat und die staatliche Bahngesellschaft. Das elektronische Leitsystem soll seit 20 Jahren kaum mehr funktioniert haben.

Medienberichten zufolge hatten Eisenbahngewerkschafter längst vor Unfällen gewarnt, weil das elektronische Leitsystem auf der Strecke Athen-Thessaloniki kaum funktionierte. Das jüngste Schreiben dieser Art ist erst drei Wochen alt, wie die Wirtschaftszeitung "Naftemporiki" schreibt. Demnach soll es auf der Strecke immer wieder zu kleineren und Fast-Unfällen gekommen sein.

Mehrfache Warnungen vor Unfallgefahr

"Solange keine Schutzmaßnahmen für die Arbeitsplätze und den sicheren Betrieb und Verkehr der Züge getroffen werden, nehmen die Unfälle kein Ende", heißt es in dem Schreiben vom 7. Februar. Man könne die gefährliche Situation nicht mehr ertragen. "Worauf warten Sie noch, um einzugreifen? Was muss noch passieren?"

In einem weiteren Schreiben, das die Vereinigung der Lokführer im vergangenen November an das Verkehrsministerium schickte, werden die Mängel aufgelistet. Demnach funktionierten die Lichtsignale an der Strecke bereits seit vielen Jahren nicht mehr. Auch sei das ETCS (European Train Control System) - das System, das den Zug stoppt, wenn Gefahr droht, und das somit auch vor menschlichem Versagen schützt - außer Betrieb. Darüber hinaus funktionierten seit nunmehr 15 Jahren die Sicherheits- und Beleuchtungssysteme in den Tunneln nicht vollständig.

Das Geständnis des Bahnhofsvorstehers in der Stadt Larisa, der letztlich durch falsche Entscheidungen und Aktionen das Unglück herbeigeführt haben soll, gerät da fast in den Hintergrund. Der 59-Jährige war gleich am Mittwoch nach dem Unglück festgenommen und unter anderem wegen fahrlässigen Totschlags und fahrlässiger Körperverletzung angeklagt worden. Er gestand Medienberichten zufolge ein, Fehler gemacht und dadurch den Personenzug aufs falsche Gleis geschickt zu haben, so dass dieser auf offener Strecke frontal mit einem Güterzug zusammenstieß.

Griechische Medien sprechen von Staatsversagen

Während der Zugverkehr in Griechenland von der italienischen Eisenbahngesellschaft Ferrovie dello Stato Italiane betrieben wird, ist die staatliche griechische OSE für die Infrastruktur verantwortlich. Deren Chef war bereits am Mittwoch nach dem Unfall zurückgetreten. Das allein jedoch reiche nicht, heißt es nun in griechischen Medien. Es handele sich um Staatsversagen, wenn die Infrastruktur der griechischen Bahn derart fahrlässig vernachlässigt werde. (dpa/ng)  © dpa

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