• Die katholische Kirche hat in Rom in einer Totenmesse Abschied von dem verstorbenen Papst Benedikt XVI. genommen.
  • In seiner Predigt hat Papst Franziskus nur wenig Bezug auf Benedikt genommen.
  • Tausende Gläubige haben sich auf dem Petersplatz versammelt – der Andrang war dennoch gering.

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Mit einem festlichen Totenamt hat die katholische Kirche den gestorbenen Papst Benedikt XVI. geehrt. Zuvor war der Sarg mit dem Leichnam aus dem Petersdom auf den Platz getragen und vor dem Altar aufgestellt worden. Das Requiem wurde am Donnerstag von Benedikts Nachfolger Franziskus geleitet.

Tausende Gläubige, darunter viele aus Deutschland und Benedikts bayerischer Heimat, hatten sich auf dem nebelverhangenen Platz versammelt, um Abschied von Benedikt zu nehmen und ihm die letzte Ehre zu erweisen. Auch eine große Abordnung aus seiner bayerischen Heimat feierte die Messe weit vorn auf dem Petersplatz mit. Dazu gehörten Gebirgsschützen, Trachtler, eine Blaskapelle und die freiwillige Feuerwehr aus Pentling bei Regensburg, wo Joseph Ratzinger eigentlich seinen Lebensabend hatte verbringen wollen.

Im Vergleich zur Totenmesse für den "Jahrhundertpapst" Johannes Paul II. im Jahr 2005 war der Andrang der Gläubigen jedoch eher gering. Dem Vatikan zufolge nahmen schätzungsweise 50.000 Gläubige teil. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) reisten an. Papst Franziskus, der die Predigt des Gottesdienstes hielt, wurde im Rollstuhl auf den Platz gefahren.

Papst Franziskus nimmt in Predigt nur wenig Bezug auf Benedikt

Papst Franziskus hat in seiner Predigt während der Totenmesse für Benedikt XVI. nur wenig direkten Bezug auf seinen Vorgänger genommen. Der Pontifex sprach vor allem über Hingabe für Gott und Vertrauen auf den Herrn. Erst ganz am Schluss sagte der Argentinier vor dem Holzsarg des emeritierten Papstes: "Benedikt, du treuer Freund des Bräutigams, möge deine Freude vollkommen sein, wenn du seine Stimme endgültig und für immer hörst!" Jesus wird in der katholischen Kirche oft als Bräutigam bezeichnet.

Zuvor hatte Franziskus vor vielen Gästen und Zigtausenden Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom gesagt: "Auch wir, die wir fest mit den letzten Worten des Herrn und dem Zeugnis, das sein Leben geprägt hat, verbunden sind, möchten als kirchliche Gemeinschaft in seine Fußstapfen treten und unseren Bruder den Händen des Vaters anvertrauen: Mögen diese Hände der Barmherzigkeit seine mit dem Öl des Evangeliums brennende Lampe vorfinden, das er während seines Lebens verbreitet und bezeugt hat." Der Papst hatte schon in den vergangenen Tagen die Hingabe Benedikts für den Glauben gelobt.

3.700 Priester vor Ort

Das Ereignis ist für die katholische Kirche zeremonielles Neuland, weil erstmals seit Jahrhunderten ein emeritierter Papst beigesetzt wird und deshalb kein Nachfolger gewählt werden muss. Benedikt, mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger, war am vergangenen Samstag im Alter von 95 Jahren im Vatikan gestorben.

Die Liturgie wurde im Vergleich zu einem herkömmlichen Trauergottesdienst für einen Papst leicht verändert. Das Requiem wurde überwiegend auf Latein gehalten, die Fürbitten wurden jedoch in mehreren Sprachen, darunter auch auf Deutsch, gesprochen.

Rund 130 Kardinäle nahmen an der Totenmesse teil. Das teilte Vatikansprecher Matteo Bruni mit. Darunter waren auch die deutschen Kardinäle Reinhard Marx, Rainer Maria Woelki und Gerhard Ludwig Müller. Kurz vor Beginn des Requiems beugte sich Benedikts langjähriger Vertrauter und Privatsekretär Georg Gänswein über den Sarg und küsste ihn. Nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur Ansa waren auch 300 Bischöfe unter den Gästen.

Schätzungsweise 3.700 Priester waren laut Vatikan-Sprecher Matteo Bruni bei dem Gottesdienst dabei. Mehr als 1.000 Medienvertreter aus über 30 Ländern haben sich für die Veranstaltung angemeldet. Genauso viele Sicherheitskräfte sicherten sie ab.

Benedikt findet letzte Ruhestätte in Gruft unter dem Petersdom

Nach dem Requiem wurde der einfache Holzsarg mit dem Leichnam Benedikts in den Petersdom gebracht, wo Benedikt in der Gruft in seiner letzten Ruhestätte beigesetzt wird. Von diesem Teil der Trauerfeierlichkeiten war die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Bevor der Sarg im Petersdom verschwand, segnete Papst Franziskus ihn, berührte ihn mit der Hand und verneigte sich.

Vor der Messe war dem gestorbenen Pontifex ein Schreiben in den Sarg gelegt worden, das sein Leben zusammenfasste. Darin stand unter anderem: "Er kämpfte entschieden gegen die Verbrechen, die von Vertretern des Klerus an Minderjährigen oder schutzbedürftigen Personen begangen wurden, und rief die Kirche immer wieder zur Bekehrung, zum Gebet, zur Buße und zur Reinigung auf." In das Pontifikat von Benedikt fielen etliche Enthüllungen von Missbrauchsskandalen. Er ergriff dabei Maßnahmen zum Schutz von Kindern und verurteilte als erster Papst die Verbrechen. Allerdings änderte er nichts an den Strukturen, die den Missbrauch in der katholischen Kirche begünstigten.

Die Opfervereinigung Eckiger Tisch forderte von der zur Beisetzung angereisten Delegation aus Deutschland, sich auf die Seite der Missbrauchsopfer zu stellen. Sie solle der "Mythenbildung über die Rolle des Verstorbenen" in Bezug auf die Aufdeckung von sexuellem Kindesmissbrauch durch Kleriker der katholischen Kirche entgegentreten, hieß es in einer Mitteilung.

Benedikt leitete die katholische Kirche mit weit über einer Milliarde Gläubigen von 2005 bis 2013. Sein freiwilliger Rücktritt war historisch, da Päpste normalerweise im Amt sterben. Inzwischen gilt es aber als möglich, dass auch Franziskus zurücktreten wird, wenn sich seine Gesundheit zu stark verschlechtern sollte. Nach seinem Rücktritt lebte Benedikt als emeritierter Papst in dem Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten.

Todesursache bislang unbekannt

Zur genauen Todesursache machte der Vatikan bislang keine Angaben. Sein langjähriger Vertrauter und Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, sagte am Mittwoch dem vatikaneigenen Medienportal Vatican News, dass sein Todeskampf nicht länger als 45 Minuten gedauert haben dürfte. Benedikts letzte Worte waren ihm zufolge auf Italienisch "Herr, ich liebe dich". In den Tagen vor seinem Ableben habe er Atemprobleme gehabt. "Jetzt hat er es geschafft", fügte Gänswein an.

Papst Franziskus hatte in der Generalaudienz vom 28. Dezember des zurückliegenden Jahres zum Gebet für Benedikt aufgefordert, der "sehr krank" sei. Damit machte er überhaupt erst publik, dass es seinem 2013 zurückgetretenen Vorgänger, Ex-Chef der mächtigen Glaubenskongregation und früheren Erzbischof von München und Freising, schlecht ging. (dpa/tas)

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