• Rettungskräften in der Türkei ist ein kleines Wunder gelungen: Mehr als 100 Stunden nach dem Erdbeben konnten sie eine sechsköpfige Familie lebend aus den Trümmern befreien.
  • Auch weitere Verschüttete wurden gerettet.

Mehr Panorama-News

Rettungskräfte haben in der Südosttürkei eine sechsköpfige Familie nach 102 Stunden unter den Trümmern lebend geborgen. Die Eltern mit ihren Kindern zwischen 15 und 24 Jahren seien ins Krankenhaus gebracht worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Ein Nachbarpaar aus demselben Gebäude sei nach 107 Stunden gerettet worden.

Die Helfer jubelten und klatschen, als sie die Frau auf einer Trage zum Krankenwagen brachten. Die Frau winkte den Rettern zu, wie auf CNN Türk zu sehen war. Die Reporterin des Senders brach vor Freude in Tränen aus. Die Rettung erfolgte in der Stadt Iskenderun in der Provinz Hatay, die besonders stark vom Beben getroffen wurde.

In der Provinz wurden zudem eine 21-Jährige und ihr siebenjähriger Bruder nach 107 Stunden lebend geborgen, wie die an der Rettung beteiligte Feuerwehr der Küstenstadt Antalya mitteilte.

Und auch anderswo gab es kleine Wunder: Deutschen Einsatzkräften ist es gelungen, eine mehr als 100 Stunden lang verschüttete Frau lebend zu bergen. Die 40-Jährige wurde am Freitag in Kirikhan nach einem mehr als 50 Stunden dauernden Einsatz gerettet, wie die Hilfsorganisation ISAR Germany mitteilte.

Das Beben mit einer Stärke von 7,7 hatte am frühen Montagmorgen das Grenzgebiet zwischen Syrien und der Türkei erschüttert und enorme Zerstörungen angerichtet. Am Montagmittag folgte ein weiteres Beben der Stärke 7,6 in derselben Region.

Iskenderun
Rettungskräfte umarmen sich, nachdem sie sechs Mitglieder einer Familie aus den Trümmern eines eingestürzten Hauses in Iskenderun gerettet haben. (Aufnahmedatum: 10. Februar 2023) © picture alliance / AA/Murat Sengul

Erdbeben in Türkei und Syrien: Zahl der Todesopfer steigt weiter

Die Zahl der Todesopfer durch das Erdbeben ist nach jüngsten offiziellen Angaben auf der türkischen Seite auf 18.342 gestiegen. In Nordsyrien wurden bis Donnerstagabend 3.377 Tote gezählt.

Die internationale Hilfe kommt unterdessen immer mehr in Schwung. Die Weltbank sagte der Türkei 1,78 Milliarden Dollar (rund 1,66 Milliarden Euro) zu. Die USA kündigten ein erstes Hilfspaket in Höhe von 85 Millionen Dollar für die Türkei und Syrien an.

Auch die Hilfen aus Deutschland nahmen an Fahrt auf. Nach ersten Hilfsflügen am Donnerstag waren für Freitag laut Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) drei weitere Flüge vom Fliegerhorst Wunstorf in Niedersachsen mit mehr als 40 Tonnen Material an Bord vorgesehen. In den nächsten Tagen werde das "so weitergehen", sagte Pistorius am Morgen bei einem gemeinsamen Besuch mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) in Wunstorf.

Hilfslieferungen erschwert: Zerstörte Infrastruktur, Winterwetter und Bürgerkrieg

Die Hilfslieferungen werden durch die zerstörte Infrastruktur und das Winterwetter erschwert. Im Bürgerkriegsland Syrien kommt hinzu, dass die Katastrophenregion in von Damaskus kontrollierte Gebiete und Territorien unter der Kontrolle regierungsfeindlicher und überwiegend islamistischer Milizen geteilt ist.

Im von oppositionellen Kämpfern kontrollierten Nordwesten Syriens trafen am Donnerstag und Freitag die ersten beiden Hilfskonvois seit dem Beben ein. Die Hilfsorganisation Weißhelme zeigte sich "sehr enttäuscht", dass es sich bei der ersten Hilfslieferung um "routinemäßige" Hilfe handele und keine Ausrüstung für Bergungsarbeiten nach dem Beben.

Syriens Machthaber Baschar al-Assad besuchte am Freitag erstmals das unter Kontrolle von Damaskus stehende Katastrophengebiet. Er besichtigte mit seiner Frau Asma die Zerstörungen in der nordwestsyrischen Stadt Aleppo und besuchte Verletzte.

Der Malteser Hilfsdienst erklärte, die Lage in den syrischen Erdbebengebieten sei "weiterhin äußerst prekär". Es fehle unter anderem an Strom und Räumgerät, schilderte Hassan Alam von einer Malteser-Partnerorganisation in Nordwestsyrien. (dpa/AFP/tas)

JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.