Nach dem Kentern eines Migrantenbootes im Ärmelkanal mit 27 Toten hat Frankreichs Justiz ihre Ermittlungen auf zwei Besatzungsmitglieder eines Marineschiffs ausgeweitet. Die beiden Männer sollen dem sinkenden Schlauchboot voller Migranten nicht zur Hilfe geeilt sein, obwohl sie sich mit ihrem Rettungsschiff in rund 20 Kilometer Entfernung befunden hätten, berichtete der Sender France Info am Freitag unter Verweis auf Justizquellen. Wie fünf weiteren Beschäftigten der Küstenwache, gegen die bereits ermittelt wird, werde den Männern unterlassene Hilfeleistung vorgeworfen.
Obwohl die Migranten sich über Stunden per Handy von ihrem sinkenden Boot an die Retter in Frankreich wandten, hätten diese sie an die britische Seite verwiesen, ohne Hilfe zu schicken, lautet der Vorwurf. Den Briten, die die Franzosen ihrerseits auf das sinkende Boot hinwiesen, hätte die französische Küstenwache gesagt, das Marineschiff sei mit einer anderen Rettungsaktion beschäftigt, berichtete France Info. Dies soll aber nicht der Fall gewesen sein.
Das aufblasbare Boot hatte am 24. November 2021 bei der Überfahrt von Nordfrankreich nach Großbritannien Luft verloren. Die überwiegend kurdischen Migranten stürzten ins Wasser. Ein Fischerboot entdeckte die im Ärmelkanal treibenden Leichen. Außer gegen Beamte der Küstenwache laufen auch Ermittlungen gegen zehn mutmaßliche überwiegend afghanische Schleuser. © dpa

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