- Kardinal Marx hat dem Vatikan vorgeworfen, in der Missbrauchsaffäre um Erzbischof Woelki nicht transparent zu sein.
- So wisse niemand, was in einem Berichts über eine päpstliche Visitation in Köln steht.
- Marx sagte, der Kirche fehlten geregelte Prozesse für Situationen, in denen etwas grundlegend in Unruhe gerate.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat dem Vatikan Intransparenz im Umgang mit der Missbrauchsaffäre um den Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki vorgeworfen. "Es braucht Verfahren – transparente und nachvollziehbare", sagte Marx der "Welt am Sonntag".
Bis heute kenne niemand den Inhalt eines Berichts zu einer päpstlichen Visitation in Köln. "Selbst der Apostolische Nuntius in Berlin sagt mir, er kennt ihn nicht", sagte Marx.
"Wissen diejenigen, die von den Visitatoren befragt wurden in Köln, was von ihren Aussagen überhaupt weitergegeben wurde? Was genau ist zwischen dem Papst und Kardinal Woelki mündlich oder schriftlich vereinbart worden? Ich weiß es nicht", sagte Marx.
Marx: "Das finde ich vorsichtig ausgedrückt suboptimal"
Im Erzbistum Köln gibt es seit Monaten Proteste gegen den dortigen Bischof im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs. Woelki hat dem Papst in dem Zusammenhang seinen Amtsverzicht angeboten, Franziskus hat aber bisher nicht entschieden.
Marx sagte, der Kirche fehlten geregelte Prozesse für Situationen, in denen zwischen dem Bischof und seinen Gremien oder dem Volk Gottes etwas grundlegend in Unruhe gerate. "In solchen Fällen einfach zu sagen: "Die Zukunft eines Erzbischofs ist die Sache Roms, das geht die Ortskirche gar nichts an" – das finde ich vorsichtig ausgedrückt suboptimal."
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