- Etwa ein Jahr nach dem tödlichen Schuss bei einem Western-Dreh hat Alec Baldwin Mitglieder der Filmcrew verklagt.
- Der Hollywood-Schauspieler hatte im Oktober 2021 die Kamerafrau Halyna Hutchins tödlich verletzt.
- In der Waffe, die er für die Filmszene nutzte, steckten echte Kugeln statt Platzpatronen.
Alec Baldwin geht in die Offensive: Rund ein Jahr nach dem Todesschuss bei einem Western-Dreh im US-Staat New Mexico hat der Hollywood-Star Mitglieder der Filmcrew verklagt. Bei dem Vorfall im Oktober 2021 war Chef-Kamerafrau Halyna Hutchins (42) tödlich verletzt worden.
In dem Colt steckte eine echte Kugel, statt etwa Platzpatronen. Wie gelangte scharfe Munition in die Waffe? Wer wird für Hutchins Tod zur Verantwortung gezogen? War Sabotage im Spiel? Erst Ende Oktober hatte das Sheriffs-Büro in Santa Fe seine Ermittlungen an die Staatsanwaltschaft übergeben. Die Behörde muss nun entscheiden, ob in dem Fall Anklage erhoben wird, etwa wegen fahrlässiger Tötung.
Tödlicher Schuss bei "Rust"-Dreh: Mehrere Beteiligte reichten Zivilklagen ein und forderten Schadenersatz
Auf den traumatischen Vorfall folgten Vorwürfe und Mutmaßungen. Mehrere Beteiligte reichten Zivilklagen ein und forderten Schadenersatz. Nun geht erstmals auch Baldwin mit gerichtlichen Schritten zur Sache. Die am Freitag (Ortszeit) in Los Angeles eingereichte Klage richtet sich unter anderem gegen die Waffenmeisterin und einen Regieassistenten, der dem Schauspieler am Set die Waffe gereicht hatte.
"Mehr als jeder andere an dem Set wurde Baldwin zu Unrecht als Verursacher dieser Tragödie angesehen", heißt es in dem von US-Medien verlinkten Dokument. Dem 64-Jährigen gehe es darum, seinen guten Ruf wiederherzustellen. Baldwin wirft den Beklagten Fahrlässigkeit vor. Jeder am Set hätte diesen Mitarbeitern vertraut, dass sie bei dem Dreh für Sicherheit sorgen. Dies sei aber nicht der Fall gewesen. "Diese Tragödie passierte, weil scharfe Munition zum Set gelangte und in die Waffe geladen wurde." Der Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed hält Baldwin unter anderem vor, dass sie die Kugeln und die Waffe nicht sorgfältig geprüft habe.
Der Anwalt von Gutierrez-Reed, Jason Bowles, reagierte mit einer knappen Stellungnahme auf eine Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Einzig und allein Baldwin ist für diese Tragödie verantwortlich", schrieb Bowles am Samstag in einer Mitteilung. Schon in der Vergangenheit hatte der Anwalt der Waffenmeisterin dem Schauspieler die Schuld zugewiesen, denn er habe die Waffe auf Hutchins gerichtet.
Bereits im Januar hatte Gutierrez-Reed einen Mann, der Requisiten für den "Rust"-Dreh geliefert hatte, verklagt. Neben harmlosen Dummy-Patronen habe sich scharfe Munition in einer Schachtel befunden, lautete der Vorwurf. Ähnliches wird nun auch in Baldwins Klage angeführt.
Baldwins Schritt ist eine Widerklage gegen eine Klage
Baldwins Schritt ist eine Widerklage gegen eine Klage, die die Skript-Aufseherin Mamie Mitchell vor rund einem Jahr gegen Mitglieder der Filmcrew und den Schauspieler eingereicht hatte. Bei einer Pressekonferenz mit der Star-Anwältin Gloria Allred beschrieb Mitchell damals unter Tränen den Schock nach dem Pistolenschuss. Laut ihrer Klage seien am Set viele Sicherheitsvorkehrungen missachtet worden. Baldwin habe "Russisches Roulette" gespielt, als er die Waffe bediente, ohne sie zuvor zu prüfen, so Allred im vorigen November.
Baldwins Widerklage sei ein "schamloser" Versuch, anderen die Schuld zu geben, sagte Allred nun am Samstag in einer Mitteilung, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag.
Der Schauspieler macht vor Gericht geltend, dass der tödliche Vorfall für ihn psychische, aber auch finanzielle Auswirkungen hatte. Er sei danach von Jobs gefeuert und bei anderen übergangen worden und fordere deshalb eine finanzielle Entschädigung.
Eine frühere Zivilklage von Hutchins' Familie gegen Baldwin und andere Beteiligte der "Rust"-Produktion war Anfang Oktober überraschend beigelegt worden. "Wir glauben alle, dass Halynas Tod ein schrecklicher Unfall war", betonte damals der Witwer, Matthew Hutchins. Nach dieser außergerichtlichen Einigung hatten beide Parteien zudem erklärt, dass der abgebrochene Western-Dreh fortgesetzt werde, um die letzte Arbeit der Kamerafrau zu würdigen. Der Witwer ist nun als ausführender Produzent beteiligt. Die Dreharbeiten sollen 2023 weitergehen.
Das ändert aber nichts an einem möglichen strafrechtlichen Nachspiel für Baldwin oder andere Beteiligte. "Niemand steht über dem Gesetz", sagte im Oktober Sprecherin Heather Brewer von der Staatsanwaltschaft in New Mexico. Wenn die Fakten und Beweise auf einen Strafbestand hindeuten, dann könnte eine Anklage erfolgen. (pak/dpa)