Eine anhaltende Hitzewelle in Südostasien hat nicht nur Einfluss auf Menschen, Tiere und Umwelt, sondern beeinflusst auch die Weltwirtschaft. Auf die Region könnte eine jahrelange Dürre zukommen.

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Weite Teile Südostasiens schwitzen seit Wochen unter einer ungewöhnlich starken Hitzewelle. Verantwortlich für die Extrem-Temperaturen sei eine aufkommende El Niño-Phase, schrieb die Zeitung "Bangkok Post" unter Berufung auf Meteorologen. Derzeit besonders betroffen sind Thailand, Vietnam und die Philippinen. Die "brutale Hitze" müsse als "unheilvolles Zeichen" vor dem Sommer auf der Nordhalbkugel gewertet werden und sei "eine Warnung für die Welt", hieß es.

El Niño ist ein Wetterphänomen, das nicht regelmäßig auftritt – üblicherweise alle zwei bis sieben Jahre. Es ist gekennzeichnet durch einen plötzlichen Temperaturanstieg der Meerestemperatur. Diese Temperaturveränderung hat Einfluss auf das Wetter auf rund drei Vierteln der Erde. El Niño kann zu Trockenheit im Amazonas Regenwald führen, während er in Ostafrika zu vermehrtem Regen führen kann. In anderen Regionen wie Nord- und Südamerika kann es zu Überschwemmungen kommen.

Extreme Hitze und Trockenheit in Südostasien

In Südostasien war es im vergangenen Winter extrem trocken. Tieh-Yong Koh, Professor für Wetter- und Klimawissenschaftler an der Universität für Sozialwissenschaften in Singapur, sagt in der "Handelszeitung": "Da sich trockene Böden schneller erwärmen als feuchte, bildet sich im Frühling eine Hitzeanomalie." Experten gehen davon aus, dass sich so eine Dürre ausbreitet, die über Jahre Bestand haben könnte. Wirtschaftliche Auswirkungen könnte dies beispielsweise auf die Palmölproduktion in Malaysia haben. Das Land ist der weltweit größte Erzeuger des Rohstoffs.

Vietnam verzeichnete am Wochenende in der zentralen Provinz Thanh Hoa mit 44,1 Grad die höchste jemals in dem Land gemessene Temperatur, wie der nationale Wetterdienst mitteilte. Der bisherige Rekord stammt aus dem Jahr 2019 und lag bei 43,3 Grad. Aber auch in anderen Landesteilen kletterte die Quecksilbersäule auf über 40 Grad. Die Behörden warnten vor Stromausfällen durch Überlastung des Netzes.

"Wir beobachten, dass die Hitze in diesem Jahr früh eingesetzt hat und schlimmer ist als in den vergangenen Jahren", sagte der Chef des Wetteramtes, Nguyen Van Huong, dem Sender Voice of Vietnam. Die Gluthitze werde voraussichtlich bis August andauern und bis dahin noch heftiger werden.

Auch in vielen Teilen Thailands liegen die Temperaturen seit Tagen bei um die 40 Grad. Experten befürchten hier eine Dürre, die mehrere Jahre anhalten könnte. Einheimische wie auch Urlauber versuchten, sich mit Schirmen und Sonnenhüten zu schützen. "In der Sonne ist es kaum auszuhalten, es fühlt sich an wie 50 Grad", sagte eine deutsche Touristin in Bangkok. "Es ist wirklich heftig."

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Auch auf den Philippinen warnten die Behörden die Menschen vor Gesundheitsschäden, sollten sie sich länger im Freien aufhalten. Die Hitzewelle dauert in dem Inselstaat bereits seit Anfang März an. Mitte April wurden in der Provinz Eastern Samar Höchstwerte von 49 Grad gemessen. Das Bildungsministerium erlaubte Schulen, den Unterricht zu verkürzen oder Online-Unterricht abzuhalten. In den vergangenen Wochen seien mehr als 100 Schüler wegen Erschöpfung durch Überhitzung ins Krankenhaus gebracht worden, teilte das Ministerium mit.

Hitze für Tausende Tote weltweit verantwortlich

Die extreme Hitze ist nicht nur gefährlich für die Natur und die Tierwelt. Auch Menschen leiden unter den Temperaturen. Im Hitzesommer 2022, in dem sogar im eher kühlen London über 40 Grad erreicht wurden, starben laut Weltgesundheitsorganisation mindestens 15.000 Menschen weltweit. Geht man nach den Analysen des Klimawissenschaftlers Stefan Rahmstorf, die er aufgrund der Daten des EuroMomo-Netzwerks anstellte, gab es im Sommer 2022 eine Übersterblichkeit von 100.000 Menschen. Diese können nicht nur auf Covid-19 zurückgeführt werden. (dpa/the)

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