- In sechs Bundesländern sind am Mittwoch die höchsten Temperaturwerte seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemessen worden.
- Spitzenreiter war Bad Mergentheim-Neunkirchen in Baden-Württemberg mit 40,3 Grad.
- Nun warnt der Deutsche Wetterdienst für die Nacht auf Donnerstag vor heftigen Gewittern und Unwettern.
In sechs Bundesländern sind nach vorläufigen Angaben am Mittwoch die dort höchsten Temperaturwerte seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemessen worden. Der Mittwoch war nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes damit auch der bislang heißeste Tag des Jahres 2022 und einer der heißesten überhaupt.
Spitzenreiter war um 15.30 Uhr Bad Mergentheim-Neunkirchen mit 40,3 Grad, wie ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) berichtete. Damit wurde auch der bisherige Rekord für Baden-Württemberg von 40,2 Grad in Freiburg im August vor 19 Jahren (13.8.2003) eingestellt. Außerdem wurden 40,1 Grad in Hamburg-Neuwiedenthal gemessen, was ein Rekord für Hamburg war, sowie 40,0 jeweils in Barsinghausen-Hohenbostel (Niedersachsen-Rekord) und Huy-Pabstorf (Sachsen-Anhalt-Rekord).
In Mecklenburg-Vorpommern wurde mit 39,4 Grad ein Landesrekord in Boizenburg gemessen und in Schleswig-Holstein ein Landesrekord mit 39,1 Grad in Grambek. Damit wurden in Deutschland außerdem erst zum zehnten Mal seit Beginn der Aufzeichnungen an einem Tag Temperaturen von mehr als 40 Grad gemessen - zuletzt war dies am 25. Juli 2019 der Fall. DWD-Sprecher Andreas Friedrich betonte am Dienstagabend im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, dass die Werte vorläufig seien, aber an diesem Abend nicht mehr aktualisiert würden. Man prüfe sie in den kommenden Tagen und werde gegebenenfalls nach einigen Tagen präzisieren.
Gewitterfront über Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen
Der Deutsche Wetterdienst warnt für Mittwochabend und die Nacht auf Donnerstag vor heftigen Gewittern und Unwettern. Schon am früheren Abend sollte eine Gewitterfront über Teile Baden-Württembergs ziehen, sagte ein DWD-Sprecher. Es sei an manchen Orten mit vielen Blitzen und 60 Litern Regen pro Stunde und Quadratmeter zu rechnen. Es könnten auch Hagelkörner mit einer Größe von bis zu drei Zentimetern fallen. Ebenso seien Sturmböen mit einem Tempo von 100 Kilometern pro Stunde möglich. Betroffen sei voraussichtlich vor allem der Bereich zwischen Bodensee und Karlsruhe.
Etwas später in der Nacht soll es vor allem in Nordrhein-Westfalen und im westlichen Niedersachsen gewittern. Dort sei mit heftigem Regen, der auch länger anhalten könne, zu rechnen, sagte der Sprecher. Es könne punktuell Überflutungen geben, vor allem an kleineren Bächen und Flüssen. Unterführungen und Keller könnten volllaufen.
Kleinster Funke kann verheerende Folgen haben
Trotz des Regens bleibe es insgesamt viel zu trocken, sagte der DWD-Experte weiter. In mehreren Teilen Deutschlands kam es so auch weiterhin zu Waldbränden. Etwa in der Nähe von Sundern im Sauerland brannte eine Fläche von mehr als 30 000 Quadratmetern, es kamen immer wieder Glutnester auf, wie ein Polizeisprecher sagte. Rund 400 Einsatzkräfte waren am Ort. Auch im sächsischen Landkreis Meißen brachen mehrere Waldbrände aus. In Baden-Württemberg mahnte Innenminister Thomas Strobl (CDU) vor den Gefahren: «Bitte beachten Sie auch weiterhin, dass in Wald und Flur schon der kleinste Funke zu einem Brand mit möglicherweise verheerenden Folgen führen kann.»
Nach Tagen der Hitze und der Trockenheit wird auch die politische Diskussion lauter. Derzeit im Fokus: Braucht es einen Hitzeschutzplan? Und wer trägt dafür die Verantwortung? Für den Ärzteverband Marburger Bund ist die Sache klar - er pocht erneut darauf, dass die Bundesregierung in dieser Sache die Fäden in der Hand halten sollte. "Nationale Vorgaben können helfen, dass wir ein bisschen Tempo in die Entwicklung bekommen", sagte die Vorsitzende Susanne Johna am Mittwoch dem Deutschlandfunk. Dabei gehe es nicht darum, den Kommunen Dinge vorzuschreiben. Sie fordere bundesweite Vorgaben, aus denen dann die Kommunen eigene Pläne entwickeln sollten.
Johna: "Brauchen mehr Grün und Blau in den Städten"
"Es reicht nicht, das in einzelnen Gebäuden zu denken, sondern wir müssen tatsächlich auch städteübergreifend denken. Wir brauchen eine vermehrte Begrünung von Städten", sagte Johna weiter. Sie habe auch Verständnis für die Lage der Kommunen, weil es um bauliche Maßnahmen gehe und sie durch die Corona-Pandemie viel zu organisieren hätten. Auch der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hatte zuletzt einen Hitzeschutzplan gefordert.
Auch der Deutsche Städtetag will gegen zu starke Hitze in den Städten und die Auswirkungen mehr tun. Einige Kommunen hätten bereits Hitzeaktionspläne veröffentlicht, andere bereiteten diese vor, sagte die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin Verena Göppert der "Rheinischen Post" (Donnerstag). Hitzeschutz - etwa durch mehr Stadtbäume - sei aber auch teuer. Der Städtetag fordere feste Budgets für die Kommunen für mindestens zehn Jahre.
Der ARD-Meteorologe Sven Plöger erklärte in der "Rheinischen Post", dass Städte in sommerlichen Hitzelagen durchschnittlich oft neun Grad wärmer seien als die ländliche Umgebung. "Wir brauchen mehr Grün und Blau in den Städten, also mehr Pflanzen und Wasser, um mehr Verdunstungskälte zu schaffen". Man sehe aber durch die zunehmende Versiegelung eine "unglaubliche Überhitzung". (dpa/fra)