In den Hochwassergebieten in Mittel- und Osteuropa kann noch keine Entwarnung gegeben werden. Wie hoch werden die Flüsse in Deutschland steigen?

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In mehreren Flüssen im Osten Deutschlands steigen die Wasserstände. In Brandenburg traten die Lausitzer Neiße, Elbe und Spree über die Ufer. In Sachsen zeigte sich Landesumweltminister Wolfram Günther (Grüne) zuversichtlich, dass die Überschwemmungen den Freistaat weniger dramatisch treffen könnten als befürchtet. Dagegen bleibt die Lage in den Hochwassergebieten von Polen, Tschechien bis hin nach Österreich angespannt. Die Zahl der Todesopfer stieg indes auf insgesamt mehr als 20.

Aus Österreich und Polen wurden am Dienstag weitere Todesfälle gemeldet. In Niederösterreich entdeckten Einsatzkräfte nach Angaben der Behörden die Leiche einer 81-Jährigen in ihrem überschwemmten Haus in Würmla. In Polen starben zwei Männer. Wie die Nachrichtenagentur PAP unter Berufung auf die Polizei meldet, wurde die Leiche des einen Mannes in einem Auto im Südwesten des Landes entdeckt. Der zweite Tote sei aus einem Fluss geborgen worden. Es wird damit gerechnet, dass die Gesamtzahl der Toten weiter steigen dürfte.

In Brandenburg sehen sich die Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) vorbereitet - sollte die Oder mit dem Hochwasser aus Polen über die Ufer treten. Ab Mitte der Woche mache ein Anstieg des Wassers in der Oder die größte Sorge, sagte Sebastian Gold vom THW dem Sender RBB-Inforadio. Die Lage sei aber noch unklar, man richte sich auf alles ein. Für Sonntag wird zum Beispiel am Pegel Ratzdorf südlich von Frankfurt/Oder mit der höchsten Alarmstufe 4 gerechnet. Dann könnten auch Grundstücke überflutet werden.

Bislang sind die Flüsse Lausitzer Neiße, Elbe und Spree über die Ufer getreten. Es gilt zum Beispiel Hochwasser-Alarmstufe 1 am Pegel der Spree in Spremberg. Bei der untersten Alarmstufe 1 von insgesamt vier Stufen beginnen Gewässer übers Ufer zu treten.

Hochwasser in Sachsen
In Dresden steigt der Pegelstand an der Elbe an. © dpa / Robert Michael/dpa

Wasserstand der Elbe steigt

Sachsens Umweltminister schätzte ein: Angesichts der dramatischen Bilder aus Ost- und Südosteuropa werde der Freistaat "vergleichsweise glimpflich davonkommen". Die Pegelstände seien niedriger als zwischenzeitlich befürchtet. Die Wasserstände der Flüsse im Osten Sachsens wie Schwarze Elster gingen nach Ende heftiger Regenfälle zurück.

Die Elbe indes schwillt weiterhin an - und wird auch noch länger Hochwasser führen. Am frühen Abend wurden am Pegel der Landeshauptstadt Dresden 5,90 Meter gemessen - normal sind 1,42 Meter. Bei der Jahrhundertflut 2002 waren es 9,40 Meter.

Daraus habe das Bundesland Lehren gezogen, erklärte Minister Günther: "Wir haben 3,3 Milliarden Euro in den Hochwasserschutz investiert", unter anderem auch in Informations- und Vorhersage-Dienste sowie das Alarmsystem. Das habe sich beim Hochwasser 2013, der Belastungsprobe, bewährt und geschätzt 450 Millionen Euro Schäden verhindert.

Erste Vorkehrungen werden in Brandenburg getroffen

In Brandenburg bereiten sich die Behörden auf steigende Wasserstände angesichts des Hochwassers im Nachbarland Polen vor. Es gilt bislang Hochwasser-Alarmstufe 1 zum Beispiel am Pegel der Lausitzer Neiße in Klein Bademeusel bei Cottbus, wie aus dem Hochwasserportal des Landes hervorgeht. Bei der untersten Alarmstufe 1 von insgesamt vier Stufen beginnen Gewässer übers Ufer zu treten.

Die Regionen treffen erste Vorkehrungen, Krisenstäbe tagten. In Spremberg wurden etwa Fahrrad- und Fußgängerunterführungen an einigen Stellen gesperrt. An der Oder ist laut Landesamt für Umwelt ab Freitag die Alarmstufe 3 und später sogar 4 möglich - etwa am Sonntag bei Ratzdorf südlich von Frankfurt/Oder. Bei der höchsten Stufe 4 geht es um die Katastrophenabwehr, dazu gehört auch die Vorbereitung von Evakuierungen.

Lage in Österreich und Polen

In Polen ist zumindest beim Wetter Entspannung angesagt. Nach Angaben von Meteorologen zieht ein Regengebiet dort nun ab. Vor allem der Südwesten ist von Überschwemmungen betroffen. In der Kleinstadt Nysa rund 90 Kilometer südlich von Breslau (Wroclaw) verhinderten Einwohner, Feuerwehr und Soldaten, dass Wassermassen der Glatzer Neiße einen Deich durchbrachen, der das Stadtzentrum schützt.

Etwa 90 Kilometer südlich von Breslau haben die Einwohner der Kleinstadt Nysa zusammen mit Soldaten und Feuerwehrleuten Schlimmeres verhindert. In der Nacht zum Dienstag spielten sich dort dramatische Szenen ab. Die Wassermassen der Glatzer Neiße, eines Nebenflusses der Oder, drohten einen Deich zu durchbrechen, der die Innenstadt schützt. Von Hubschraubern wurden Säcke mit Füllmaterial abgeworfen - mit Erfolg.

"Soldaten haben uns geholfen, Polizisten, Feuerwehrleute", berichtete eine Rentnerin namens Wanda in Nysa der Nachrichtenagentur PAP und ergänzte: "In der Nacht haben sich mein Sohn und Nachbarn zusammengetan, um Sandsäcke abzulegen. Die Bewohner selbst haben die Stadt vor Überschwemmungen bewahrt." Zeitweise hätten sich 2.000 Bewohner an der Aktion beteiligt, berichtete der Bürgermeister der Stadt dem Radiosender Rmf.fm.

Hochwasser in Tschechien
In Tschechien gilt in vielen Regionen noch immer die höchste Alarmstufe. © dpa / imánek Vít/CTK/dpa

Höchste Alarmstufe in Tschechien

Die Blicke gehen auch nach Tschechien, denn die Lage dort an Elbe, Neiße und Oder lässt auch Schlüsse auf die nächsten Tage in Deutschland zu. In Tschechien gilt an zahlreichen Pegel-Messstationen immer noch die höchste Hochwasser-Alarmstufe, bei der Gefahr für Menschen oder Eigentum besteht.

Im nordböhmischen Usti nad Labem (Aussig an der Elbe) nahe der Grenze zu Sachsen wird die Scheitelwelle der Elbe erst am Dienstagabend erwartet. In Südböhmen droht der rund sechs Quadratkilometer große Rosenberg-Fischteich überzulaufen, was die Lage entlang der Luznice (Lainsitz) dramatisch zuspitzen würde. Die Feuerwehr ist im Dauereinsatz.

Aufräumarbeiten in Rumänien

In den Überschwemmungsgebieten im Osten Rumäniens sind mittlerweile Aufräumarbeiten im Gange. Etwa 6.000 Häuser in zumeist abgelegenen Dörfern waren von den Fluten erfasst worden, viele wurden völlig zerstört. Tausende Menschen haben all ihren Besitz verloren. Weiterhin muss Wasser abgepumpt und Schlamm beseitigt werden.

Hochwasser in Rumänien
In Rumänien haben sintflutartige Regenfälle zahlreiche Menschen in überschwemmten Gebieten eingeschlossen. © dpa / ISU Galati Romanian Emergency Services/AP/dpa

Die Feuerwehrzentrale schickte aus dem ganzen Land 1.000 zusätzliche Helfer in die Region. Im Einsatz sind außerdem hunderte Soldaten. Geplant ist zudem, dass Strafgefangene aus dem Hochsicherheitsgefängnis von Galati zum Helfen herangezogen werden.

In den Überschwemmungsgebieten in Mittel- und Osteuropa sind in den vergangenen Tagen bislang mindestens 19 Menschen ums Leben gekommen. Es wird befürchtet, dass die Zahl weiter steigt. Noch völlig unklar ist, wie hoch die Schäden in den betroffenen Ländern sind. Noch Tage dürfte es in einigen Regionen dauern, bis das Wasser in den Flüssen deutlich zurückgeht.

Städte und Gemeinden fordern mehr Mittel für Hochwasserschutz

Indes wird in Deutschland darüber diskutiert, wie Dörfer und Städte besser vor Hochwasser geschützt werden können. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, André Berghegger, forderte Bund und Länder auf, die Kommunen beim Ausbau des technischen Hochwasserschutzes finanziell stärker zu unterstützen: "Die Starkregen- und Hochwasserereignisse der letzten Tage machen einmal mehr deutlich, dass dem vorbeugenden Hochwasserschutz weiterhin hohe Priorität eingeräumt werden muss", sagte Berghegger der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Dienstag). "Hier bleiben insbesondere Bund und Länder, aber auch die Kommunen gefordert."

Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) kritisierte, dass in Überschwemmungsgebieten nach wie vor Bauland ausgewiesen werde und Neubauten entstehen dürften. Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Wir brauchen jetzt ein klares gesetzliches Bauverbot in Überschwemmungsgebieten." (dpa/bearbeitet von phs/cgo)

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