• Seit 2018 ist der Aktivist Farhad Meysami im Iran inhaftiert.
  • Der 53-Jährige befindet sich aktuell im Hungerstreik.
  • Bilder zeigen nun den dramatischen Zustand Meysamis.

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Bilder eines iranischen Aktivisten im Hungerstreik haben in sozialen Medien große Besorgnis ausgelöst. Menschenrechtler veröffentlichten am Donnerstagabend Fotos des seit 2018 inhaftierten Arztes Farhad Meysami. Darauf ist der bekannte 53-Jährige mit rasiertem Kopf und völlig abgemagert zu sehen. Iranerinnen und Iraner zeigten sich schockiert und forderten erneut dessen Freilassung.

Meysami ist seit mehr als vier Jahren in Haft. Die Justiz wirft ihm Verstöße gegen die "nationale Sicherheit" vor. Bereits 2018 war der bekannte Aktivist in den Hungerstreik getreten. Seit Ausbruch der jüngsten Proteste im Herbst 2022 verweigerte der Mann erneut die Nahrungsaufnahme im berüchtigten Ewin-Gefängnis in der Hauptstadt Teheran. Medienberichten zufolge fordert Meysami ein Ende der Exekutionen von Demonstranten, die Freilassung politischer Gefangener und das Ende der strengen islamischen Kleidungsordnung.

Behörden widersprechen Darstellung und erklären Gewichtsverlust mit Erkrankung

Die iranischen Behörden widersprachen am Donnerstag den Berichten. Meysamis Gewichtsverlust erklärte die Justiz mit einer Darmerkrankung, wie das Nachrichtenportal Misan berichtete. Auch soll er seinen Hungerstreik unterbrochen und ärztliche Hilfe erhalten haben. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben zunächst nicht.

Prominente Politiker und Intellektuelle fordern Meysamis Freilassung. Der iranische Politologe Abbas Abdi setzte sich auf Twitter mit einem Appell dafür ein. Der Menschenrechtsaktivist Hossein Ronaghi, der zuletzt selbst im Ewin-Gefängnis inhaftiert war und auf Kaution frei kam, schrieb, Meysami verdiene keinen Gefängnisaufenthalt. Seine Situation sei "schmerzhaft", schrieb Ronaghi auf Twitter. "Die Verantwortung für sein Leben liegt bei der Islamischen Republik."

Der Sonderbotschafter der USA, Robert Malley, teilte einen BBC-Tweet zu Meysami und schrieb dazu: "Schockierende Bilder von Farhad Meysami, einem mutigen Verfechter der Frauenrechte. Das iranische Regime verweigerte ihm und Tausenden anderen politischen Gefangenen zu Unrecht ihre Rechte und ihre Freiheit. Jetzt bedroht es zu Unrecht sein Leben."

Iran geht hart gegen Demonstrierende vor

Auslöser der jüngsten Protestwelle im Iran war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini im Polizeigewahrsam Mitte September. Sie war von der sogenannten Sittenpolizei wegen Verstoßes gegen islamische Kleidungsvorschriften festgenommen worden. Aktivisten zufolge wurde sie misshandelt. In den vergangenen Wochen nahmen die Straßenproteste wieder ab. Ihren Unmut drücken viele Frauen inzwischen durch zivilen Ungehorsam aus, etwa, indem sie den Kopftuchzwang ignorieren.

Die Behörden gehen hart gegen die Demonstranten vor. Rund 14.000 Menschen sollen laut Nachrichtenagentur AFP festgenommen worden sein. Im Dezember und Januar waren mehrere Demonstranten hingerichtet worden, es wurden darüber hinaus weitere Todesurteile verhängt. Nach Informationen des Rechercheverbunds aus NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" werden Protestierende in Haft systematisch psychisch und körperlich gefoltert. (dpa/mbo)

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