Im Internet ohne Stress den perfekten Partner oder die perfekte Partnerin finden - das wünschen sich viele Menschen. Besonders romantisch läuft es allerdings meist nicht ab - im Gegenteil: Viele berichten von Frust, Stress und Wut. Eine Psychologin erklärt, woran das liegen kann.

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Viele Paare lernen sich heutzutage über Online-Dating kennen und lieben. Aber daran scheiden sich die Geister - denn nicht bei allen verläuft die Suche nach ihrem perfekten Gegenstück erfolgreich. Negative Gefühle wie Frust, Stress und Wut scheinen einfach dazuzugehören, wie eine Forsa-Umfrage im Auftrag der KKH Kaufmännische Krankenkasse ergab.

Bei 59 Prozent der Befragten zwischen 18 und 60 Jahren habe die Partnersuche per Internet "emotionale Erschöpfung und Frustration ausgelöst", teilte die Krankenversicherung mit.

Depressive Verstimmung, Stress, Wut und Scham

37 Prozent hatten mit Traurigkeit oder depressiver Verstimmung zu kämpfen, knapp jeder Dritte fühlte sich etwa wegen der großen Auswahl an potenziellen Partnerinnen und Partnern gestresst. Bei immerhin 28 Prozent löste die Partnersuche im Internet Ärger oder Wut aus. Und knapp jeder fünfte Nutzer oder jede fünfte Nutzerin empfand beim Online-Dating Scham.

Informationen zur Studie

  • Für die repräsentative Studie befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa vom 31. Januar bis 14. Februar online bundesweit 1.010 Singles im Alter von 18 bis 60 Jahren, die offen für eine Partnerschaft waren.
  • Die Krankenversicherung zählt mit rund 1,5 Millionen Versicherten zu den größten bundesweiten Kassen.

Insgesamt schauten sich der Umfrage zufolge 59 Prozent der befragten Singles schon einmal auf Online-Kontaktbörsen, Dating-Portalen oder -Apps oder auch Social-Media-Plattformen nach potenziellen Partnern um.

Vor allem Männer sind offensichtlich empfänglich dafür, das Glück zu zweit im Netz zu suchen: Unter ihnen waren es 62 Prozent, bei den Frauen 55 Prozent.

Kontaktabbruch, Ghosting und Oberflächlichkeiten belasten beim Online-Dating

Doch warum kommt es zu negativen Gefühlen bei der Partnersuche via Internet? Laut Umfrage bekamen 54 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer keine Antwort auf ihre Nachricht oder sie wurden geghostet - der Kontakt wurde also abgebrochen.

Oberflächlichkeit oder nur sexuelles Interesse empfand fast die Hälfte der Befragten - davon 61 Prozent der Frauen und 35 Prozent der Männer. Auch knapp die Hälfte der Nutzer hatten den Eindruck, Profile seien unehrlich oder geschönt.

Und jeder dritte Befragte fand beim Online-Dating schlicht niemanden, der - oder die - geeignet war.

Online-Dating-Burnout möglich

Auch ein Problem: Die teils hohen eigenen Erwartungen, die Richtige oder den Richtigen zu finden. "Wer hier trotz hohem Invest an Freizeit, teils an Emotionen und auch Geld negative Erfahrungen macht, die mitunter am Selbstwert kratzen, kann einen Online-Dating-Burnout entwickeln", sagt Psychologin Isabelle Wenck.

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Dies sei mit einem krankhaften Burnout etwa wegen hoher Arbeitsbelastung nicht zu vergleichen - "auch wenn Symptome wie Antriebslosigkeit oder emotionale Erschöpfung daran erinnern". Es handele sich um ein psychosomatisches Syndrom, das durch Frust und Stress beim Knüpfen digitaler Kontakte entstehen könne.

Wie aber vorbeugen? Der erste Schritt sei, sich rechtzeitig zu fragen, ob die Partnersuche im Netz seelisch zu sehr belastet, rät Wenck. "Für den Fall ist es ratsam, Online-Zeiten und Kontakte zu reduzieren oder sogar erst einmal zu pausieren." Wer es dann erneut mit dem Online-Dating versuchen wolle, solle seine Erwartungen und Ziele nicht zu hoch schrauben. Sie mahnt "reale Interaktionen in der Freizeit" an: "Damit lassen sich Enttäuschungen beim Online-Dating besser abfedern." (dpa/bearbeitet von sbi)