• Seit 2019 stecken sich in Deutschland im Sommer immer wieder Menschen mit dem West-Nil-Virus an.
  • Das Virus wird durch Mücken übertragen. Eine Infektion verläuft in den meisten Fällen mild, aber auch schwere Verläufe sind möglich.
  • Es gibt bislang keine Impfung für Menschen gegen das Virus. Der beste Schutz ist es deshalb, Mückenstiche zu vermeiden.

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Seit 2019 gibt es immer wieder Fälle, bei denen Menschen in Deutschland am West-Nil-Virus erkranken. Das Virus stammt ursprünglich aus Afrika und wird durch Mücken übertragen. Forschende gehen davon aus, dass es sich aufgrund der höheren Temperaturen mittelfristig weiter in Deutschland ausbreiten wird.

Was ist das West-Nil-Virus?

Es handelt sich um ein Virus (Flavivirus), das die Infektionskrankheit West-Nil-Fieber überträgt. Der Name stammt daher, dass es 1937 zum ersten Mal im West-Nil-Distrikt in Uganda entdeckt wurde. In Europa tritt es seit den 1960er Jahren auf. Bislang wurden vor allem Fälle aus Ländern in Süd- und Südosteuropa gemeldet. Seit wenigen Jahren gibt es in den Sommermonaten ab Juli aber immer wieder Fälle in Deutschland.

Wie wird das Virus übertragen?

Das Virus wird durch Stechmücken zwischen wildlebenden Vögeln übertragen. Das gilt auch für die Mücken der Gattung Culex, die hauptsächlich in Deutschland leben. Wenn Mücken das Virus in sich tragen, können sich bei einem Stich Pferde und Menschen anstecken.

Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wurde noch nicht beobachtet und ist auch sehr unwahrscheinlich, da die Viruslast bei Menschen niedrig ist. Sie sind wie Pferde im Gegensatz zu Vögeln, auf die das Virus spezialisiert ist, Fehlwirte und werden nur "aus Versehen" bei einem Mückenstich infiziert. Sticht eine gesunde Mücke einen infizierten Menschen oder ein Pferd, kann sie dadurch nicht mit dem Virus infiziert werden und es weitergeben. Das jedenfalls zeigen Experimente.

Möglich sind allerdings Übertragungen zwischen Menschen durch Bluttransfusionen, durch transplantierte Organe und auch während der Schwangerschaft und beim Stillen.

Wann treten die Fälle auf?

Wann das West-Nil-Virus ausbricht, hängt vor allem davon ab, wann Stechmücken am aktivsten sind. In Deutschland ist das im Spätsommer und teils bis in den Frühherbst der Fall. In südlichen Ländern in Europa tritt das Virus bis in den November hinein auf.

Seit wann gibt es Fälle in Deutschland?

Der erste Fall einer heimischen Infektion mit dem West-Nil-Virus wurde 2018 bekannt, als in Halle an der Saale ein infizierter Vogel gefunden wurde. Es handelte sich dabei um einen Bartkauz. Bis Ende des Jahres 2018 wurden zwölf Fälle bei Vögeln und zwei infizierte Pferde entdeckt.

Im Jahr 2019 gab es in Deutschland erstmals einen Menschen, der am West-Nil-Virus erkrankte, ohne zuvor in ein südliches Land gereist zu sein. Seitdem wurden in jedem Sommer mehrere Fälle bei Menschen gemeldet.

Wo treten die Fälle in Deutschland auf?

Bislang traten die Fälle in Ostdeutschland auf und breitet sich weiter aus. Betroffen sind die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen.

Experten gehen davon aus, dass das Virus inzwischen in einheimischen Stechmücken überwintern kann, weil es warm genug dafür bleibt. Das spricht dafür, dass sich das Virus mittelfristig weiter in Deutschland verbreiten wird.

Wie gefährlich ist das West-Nil-Virus?

Bei den meisten Menschen verläuft das West-Nil-Fieber leicht oder ganz ohne Symptome. Deshalb ist davon auszugehen, dass es eine hohe Dunkelziffer gibt – also mehr Fälle, als offiziell erfasst werden.

Bei etwa 20 Prozent der Erkrankten verläuft die Infektion ähnlich wie eine Grippe. Dabei können drei bis sechs Tage lang Fieber, Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit und eine Schwellung der Lymphknoten auftreten. Bei einigen Infizierten entwickelt sich auch ein fleckiger Hautausschlag.

Schwere Verläufe treten Schätzungen zufolge bei etwa jeder 100. Infektion auf. Dabei kann es zu einer Gehirnentzündung oder einer Hirnhautentzündung kommen. Das zeigt sich etwa durch sehr hohes Fieber, Bewusstseinsstörungen, Lähmungen und Krampfanfälle. Etwa fünf bis zehn Prozent der Infizierten, bei denen eine Gehirnentzündung auftritt, sterben. Das betrifft vor allem Menschen mit Vorerkrankungen. Bei etwa der Hälfte der Infizierten bleiben nach einem schweren Verlauf Spätfolgen wie zum Beispiel Lähmungen zurück.

Wie wird das West-Nil-Fieber behandelt?

Eine Behandlung, die direkt gegen das Virus wirkt, gibt es nicht. Insofern werden nur die Symptome behandelt, zum Beispiel mit Ibuprofen oder Paracetamol gegen Schmerzen und Fieber.

Wie kann man sich schützen?

Eine Impfung gegen das West-Nil-Fieber gibt es bislang nur bei Pferden. Für Menschen ist kein Impfstoff verfügbar. Deshalb kann man nur vorbeugen, indem man sich vor Mückenstichen schützt – insbesondere in den bekannten Risikogebieten:

  • lange Kleidung tragen
  • Fliegengitter an Fenstern und Türen anbringen
  • gegebenenfalls unter einem Moskitonetz schlafen
  • Mückenabwehrspray auf Haut und Kleidung auftragen
  • Brutstätten für Mücken vermeiden: Regentonnen abdecken und stehendes Wasser (zum Beispiel in Vogeltränken) regelmäßig austauschen

Verwendete Quellen:

  • Robert Koch-Institut: West-Nil-Fieber im Überblick
  • Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin: Auch 2021 Mückenübertragungen von West-Nil-Virus in Deutschland zu erwarten (S. 40f.)
  • Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tierseuchengeschehen, West-Nil-Virus
  • Ständige Impfkommission Veterinärmedizin am Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tierseuchengeschehen, Stellungnahme zur Immunisierung von Pferden gegen das West-Nil-Virus
  • European Centre for Disease Prevention and Control, West Nile virus infections in humans, 2011-2021
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