- Lobende Worte tragen dazu bei, die Beziehung in der Freundschaft oder der Liebe zu verbessern.
- Warum ist das so? Und darf es dabei auch mal oberflächlich zugehen?
- Schließlich kommen Komplimente nicht immer gut an.
Schöne Haare, guter Stil, ausgefallene Kochkünste oder eine tolle Stimme - solche oder ähnliche Komplimente über sich selbst hört jede und jeder gerne. Doch der Umgang mit bewundernden Worten ist nicht jedermanns Gabe.
Allein auf ein Lob zu reagieren, bringt manche in Verlegenheit. Anderen fällt es schwer, aus eigener Initiative Positives bei anderen anzuerkennen.
Komplimente regen die Glückshormone an
In der Psychologie gilt unterdessen als erwiesen, dass Komplimente Glücksgefühle steigern. Das bestätigt auch Judith Mangelsdorf. Sie ist Direktorin der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie und forschte schon an der Freien Universität Berlin und am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.
"Komplimente sorgen in unserem Gehirn für Bewegung. Es werden Glückshormone ausgeschüttet wie beispielsweise Oxytocin, das zwischen Menschen für Verbundenheit sorgt", sagt die Expertin. Zudem könnten auch andere Glückshormone wie Dopamin oder Serotonin produziert werden. Der Körper merkt: Hier ist etwas Positives passiert.
Die Positive Psychologie beschäftigt sich mit den positiven Aspekten des Menschseins und des menschlichen Miteinanders. Ihre Wurzeln reichen bis in die 1940er Jahre zurück.
Damals stellte der US-Wissenschaftler Abraham Maslow fest, dass es unterschiedliche Arten von Grundbedürfnissen gibt. Das Loben gehört dabei konkret zur Stufe des Selbstwertgefühls. Maslow zufolge bestätigen Komplimente die Anerkennung und steigern somit auch den eigenen Selbstwert.
Lobende Worte können Leistung steigern
Aber auch die moderne experimentelle Forschung belegt, dass Komplimente hilfreich sein können. Eine japanische Studie aus dem Jahr 2012 zeigte etwa, dass lobende Worte sogar die motorischen Fähigkeiten verbessern können.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ließen Probanden mit ihren Fingern Aufgaben auf einer Tastatur lösen. Die eine Gruppe wurde danach gelobt, die andere nicht. In der zweiten Übungsrunde zeigten sich die Teilnehmer, deren Leistung anerkannt wurde, viel kompetenter als die anderen.
Es fällt jedoch nicht jedem Menschen leicht, Komplimente anzunehmen. Großes Interesse bekam vielleicht genau deshalb einst die "Kompliment-Dusche" im Bremer Museum namens Universum. Dort konnten sich Besucher unter eine Dusche stellen und bekamen statt Wasser lobende Worte zugerufen: "Dein Lächeln ist bezaubernd" oder "Du bist einfach klasse!"
Kompliment sollte nicht daneben gehen
Komplimente spielen in vielen zwischenmenschlichen Beziehungen eine Rolle - in Freundschaften, auf der Arbeit und besonders in der Liebe. "In einer Beziehung sind Komplimente kleine Gewürze, die den Alltag schöner machen. Das sind die kleinen Geschenke, die die Freundschaft erhalten - aber auch die Liebe", sagt Nina Deißler, Trainerin und Coachin für eine erfolgreiche Partnersuche.
Es kann allerdings auch passieren, dass ein Kompliment beim Gegenüber nicht gut ankommt - und dann? Deißler nennt ein Beispiel: "Wenn mir jemand ein sexistisches Kompliment macht, über das ich mich in diesem Moment nicht freuen kann, gehe ich dennoch meistens erstmal davon aus, dass es gut gemeint ist. Ich weise die Person freundlich darauf hin, dass dies nicht so gut ankommt bei mir. Das reicht meistens vollkommen aus."
Ob ein Kompliment gut oder schlecht ankommt, hängt auch von der Situation ab. So macht es zum Beispiel einen Unterschied, ob eine Frau mit dem Partner zum Candle-Light-Dinner verabredet ist oder ob sie montagmorgens auf dem Weg zur Arbeit ist.
Wissenschaftlerin Mangelsdorf empfiehlt, auf die jeweilige Situation zu achten. "Es macht viel Sinn, darüber nachzudenken, wann und in welchem Kontext ein Kompliment wirklich angebracht und stimmig ist."
Was ein gutes Kompliment ausmacht
Die besten Komplimente beziehen sich zudem nicht auf Äußerlichkeiten, sondern viel mehr auf die inneren Qualitäten des Gegenüber, findet Mangelsdorf. Man solle sich die Frage stellen: "Welche Stärken und Werte sehe ich im anderen?"
Trotzdem sieht Mangelsdorf keinen Grund, auf Oberflächlichkeiten zu verzichten. "In unserer Mentalität denken wir sehr schnell, es sei besser zu schweigen, wenn wir nichts wirklich Tiefgründiges zu sagen haben", sagt sie. "Doch auch ein oberflächliches Kompliment, das ernst gemeint ist, verfehlt seine Wirkung nicht und ist besser, als ganz zu schweigen."
Die Lebenszufriedenheit werde gesteigert - und zwar sowohl für denjenigen, der die Anerkennung erhält, als auch für den, der sie ausspricht. (dpa/kad)

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