Joggen zählt nicht gerade zu den Fun-Sportarten, das Runner’s High erlebt man nur selten. Und doch gibt das Laufen uns mehr als Fitness und Gesundheit.

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Der Laufsport zählt nicht gerade zu den Fun-Sportarten. Bis man sich in einen rauschähnlichen Zustand gerannt hat, der auch als Runner’s High bekannt ist, muss man schon ganz schön weit laufen. Und bis man ganz schön weit laufen kann, muss man den eigenen Körper ganz schön lange trainieren. Und genau dieses Training ist zunächst ganz schön langweilig, zäh und anstrengend. Also genau das Gegenteil von "Fun". Und dann steht da ja noch die Frage im Raum, ob es dieses ominöse Runner’s High überhaupt gibt. In diesem Artikel haben wir uns mal genauer auf die Suche danach gemacht:

Runner’s High: Was körpereigene Cannabinoide können

Die euphorischen Empfindungen, die Schmerzgefühle ausschalten und eine wunderbare Leichtigkeit vermitteln, werden vor allem von Sportlerinnen und Sportlern empfunden, die in der Lage sind, sich über einen längeren Zeitraum mit einer Belastungsintensität von rund 80 % ihrer maximalen Leistungsfähigkeit zu bewegen. Wenn man dann die Intensität minimal reduziert, weil man zum Beispiel gerade bergab oder etwas langsamer läuft, kann sich dieses Hochgefühl breitmachen. Forschern gelang es vor einigen Jahren nachzuweisen, dass weniger die Ausschüttung von Endorphinen für das sogenannte Runner’s High verantwortlich ist, sondern vielmehr die körpereigenen Cannabinoide.

Tempodauerlauf statt Joint

Das menschliche Nervensystem produziert nämlich selbst einen Stoff, der auch durch den Konsum von Cannabis in den Körper gelangt. Das Endocannabinoid-System ist also dafür verantwortlich, dass sich eine euphorische Stimmung breit macht. Ob durch einen Joint oder durch einen Tempodauerlauf. Klar, der Griff zum Joint ist gerade nach der Legalisierung von Cannabis in Deutschland sehr viel einfacher als das wochenlange Trainieren, um auf das Glück zu hoffen, dass die Rezeptoren während eines Dauerlaufs von körpereigenen Cannabinoiden heimgesucht werden.

Die positiven Effekte des Laufens

Im Gegensatz zum Joint liefert das Laufen allerdings eine Vielzahl an positiven Effekten, die viel mehr im Vordergrund stehen sollten als der reine Rausch. Mit der Volljährigkeit beginnen diese positiven Effekte immer wichtiger zu werden: Gesundheit, Fitness, Gewichtsmanagement, mentaler Ausgleich und wachsendes Selbstbewusstsein. Es gibt junge Menschen, die mit Mitte 20 noch nie einen Rausch hatten. Weder durch Alkohol noch durch andere Drogen hervorgerufen. Die meisten jungen Leute allerdings haben schon mal Erfahrungen mit Substanzen gemacht, die das Bewusstsein oder zumindest die Gefühlslage verändern. Umso begrüßenswerter ist es, wenn ein junger Mensch während der ersten Berufsjahre oder im Studium das Laufen für sich entdeckt. Die Motive können ganz unterschiedlich sein. Vielleicht laufen die Kollegen oder die Freunde. Vielleicht wird eine Wette gemacht, wer wohl beim Firmenlauf die schnellste Zeit schafft. Manchmal merkt man im Fitnessstudio, dass einem die Cardiogeräte viel mehr liegen als die Gewichte. Nicht selten wollen junge Leute einfach etwas für die Gesundheit und die Figur tun und entdecken dabei den Laufsport für sich.

Im Kraftakt liegt der Zauber

Laufen ist der einfachste Sport der Welt und gleichzeitig der schwierigste Sport der Welt. Er ist so einfach, weil man im Grunde keine besondere Technik lernen muss. Bis auf ein paar gute Laufschuhe benötigt man keine besondere Ausrüstung und man kann es immer und überall machen. Und doch ist dieser Sport so hart und erbarmungslos. Beim Radfahren rollen zwei Räder, beim Schwimmen trägt das Wasser, beim Mannschaftssport übernehmen im Moment der Schwäche die Teamkameradinnen oder -kameraden, und selbst beim Tennis, Badminton oder Tischtennis gibt es immer mal Sekunden, in denen man zwar aufmerksam, aber nicht im vollen körperlichen Einsatz sein muss.

Laufen fordert durchgehend

Beim Dauerlauf hingegen ist der Organismus vom ersten bis zum letzten Schritt durchgehend gefordert. Schritt für Schritt muss der Körper sein eigenes Gewicht einmal in die Höhe hieven und wieder auffangen. Es entsteht eine sogenannte Flugphase, in der man für einen kurzen Moment den Boden nicht berührt. Genau diese Flugphase unterscheidet das Laufen vom Gehen und macht den Sport so anstrengend. Das Herz-Kreislauf-System ist permanent gefordert, Sauerstoff von den Lungen über den Blutkreislauf zu den Muskelzellen zu transportieren, damit dieser dort in Energie umgewandelt werden kann. Mit steigendem Energiebedarf erhöht sich also der Herzschlag, was dazu führt, dass der Herzmuskel mit jedem Dauerlauf an Kraft zunimmt. Wer wünscht sich kein starkes Herz? Selbst, wenn für junge Leute das Thema "Herzgesundheit" erstmal nicht im Vordergrund steht, mit der Kraft des Herzens wachsen Selbstbewusstsein und Körpergefühl.

Tempodauerlauf als Partydroge

Eine wilde Partynacht macht Spaß. Wenn man es kann, dann macht ein Tempodauerlauf auch Spaß. Und genau das begreifen mehr und mehr junge Leute: Für die Partynacht zahlt man nicht selten einen finanziellen wie auch gesundheitlichen Preis. Für den Tempodauerlauf bekommt man etwas zurück: Fitness und Ausdauer! In Großstädten etablieren sich mehr und mehr sogenannte Lauf-Crews, die genau das kombinieren. Sie treffen sich zum Laufen und zum Feiern. Manchmal erst das eine, dann das andere. Manchmal sogar beides zusammen, indem sie zu lauten Beats in großen Gruppen durch die Straßen rennen und dabei sich und der Welt zeigen, dass das Laufen der beste Sport der Welt ist!

Partnersuche auf der Laufstrecke

Ein weiterer Trend, der bei jungen Leuten zu beobachten ist, ist das Dating beim Laufen. Gerade nach der Pandemie ist es so wichtig und richtig, dass Menschen wieder im echten Leben zusammenkommen. Wer bisher auf digitalen Plattformen nach einem Partner, einer Partnerin gesucht hat, kann jetzt wieder ohne Filter und Fakeprofil auf einen Menschen treffen, um ihn oder sie richtig kennenzulernen. Wenn das beim Laufen geschieht, hat das mehrere Vorteile: Nichts muss, alles kann! Man betreibt auf jeden Fall schon mal das gleiche Hobby, welches auch noch dank der bereits angesprochenen Endocannabinoide für eine gute Stimmung sorgt. Beste Voraussetzungen für das erfolgreiche Treffen von Amors Pfeil.

Laufen als Ausgleich – oder als Herausforderung

Aber selbst, wer nicht auf der Suche nach einem Partner ist, findet im Laufsport ein passendes Mosaikstück für das große persönliche Glück. Die heutige Gesellschaft ist geprägt von Leistungsdruck und Schnelllebigkeit, was nicht selten dazu führt, dass sich vor allem die jungen Menschen viel zu früh ausgebrannt und überfordert fühlen. Laufen ist als Ausgleich oft einfacher als zum Beispiel Meditation, die man erst lernen und üben muss, damit man sie beherrscht. Wer läuft, kommt runter und tut doch irgendetwas, was schon wieder zum modernen Leistungsgedanken passt. Daher ist es kein Wunder, dass sich mehr und mehr junge Menschen dazu entscheiden, sich auf einen Wettkampf vorzubereiten. Sie kombinieren damit die entspannende Wirkung mit den gesundheitlichen Vorteilen des Laufens und dem Gefühl, etwas Sinnvolles, wenn nicht sogar etwas Heroisches zu tun. Vielleicht muss es nicht gleich ein heldenhafter Marathon sein, aber so ein Halbmarathon ist doch zu schaffen.

Fazit: Laufen ist die beste Lösung

Wir alle wollen gesund sein. Gerne auch aktiv. Der Spaß sollte nicht zu kurz kommen. Im Idealfall intensivieren wir sogar unsere Sozialkontakte. Das Laufen schlägt stets alle wünschenswerten Fliegen mit einer Klappe. Wer regelmäßig läuft und dabei einmal pro Woche darauf achtet, bewusst einen Tempobereich außerhalb der Komfortzone zu erreichen, erhöht die Wahrscheinlichkeit, bei einem der nächsten lockeren Dauerläufe mit einem breiten Grinsen in einen rauschähnlichen Zustand zu geraten. Wer dann auch noch gleichzeitig in einer Gruppe Gleichgesinnter unterwegs ist, schwebt nicht nur auf Wolke 7, sondern hat bei all dem Glück auch noch nachhaltig etwas für die Gesundheit getan. Es ist, wie es ist: Laufen ist die beste Lösung.

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Dieser Text ist ein leicht redaktionell angepasster Auszug aus dem neuen Buch "Lauf los!" der RUNNER’S-WORLD-Autorinnen Sonja von Opel und Irina Strohecker.

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