• Seit Corona ist das Thema Masken präsent wie nie zuvor.
  • Was hat die Maske in der Pandemie bisher wirklich gebracht?
  • Wie viel weniger Übertragung findet statt, wenn alle eine Maske tragen?
  • Und welcher Unterschied besteht in diesen Fragen zwischen einer FFP2-, einer OP- und einer Stoffmaske?

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Der Einsatz von Masken zum Schutz vor Infektionskrankheiten ist nichts Neues: In Krankenhäusern werden OP-Masken bereits seit 120 Jahren und FFP2-Masken seit 30 Jahren eingesetzt. Seit ihrer Einführung ist die Maskenpflicht das Lieblingsstreitthema der Deutschen. Viele schimpfen darüber, einige tragen trotz der Lockerungen noch immer konsequent ihre Maske in Geschäften und in anderen öffentlichen Räumen.

Doch was hat die Maske in der Pandemie bisher wirklich gebracht? Wie viel weniger Übertragung findet statt, wenn alle eine Maske tragen? Und welcher Unterschied besteht in diesen Fragen zwischen einer FFP2-, einer OP- und einer Stoffmaske? Die Redaktion hat zu diesen Fragen verschiedene Experten befragt und sich einen Überblick über die aktuelle Studienlage verschafft.

Wirkung und Grenzen von Masken

Masken gehören zu den effektivsten, einfachsten und am leichtesten einsetzbaren Maßnahmen gegen Infektionskrankheiten, die über die Luft übertragen werden. Sie verhindern die Übertragung von Aerosolen und Tröpfchen. Bereits lange vor der Corona-Pandemie waren sie etabliert als Mittel zum Eigen- und Fremdschutz. Trotzdem wurde über die Wirksamkeit gegen die Übertragung von Corona in der breiten Öffentlichkeit, aber auch in Fachkreisen viel diskutiert.

Ein internationales Forschungsteam um Ulrich Pöschl, Aerosolexperte und Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie und Christian Witt, Seniorprofessor an der Charité und Lungenfacharzt, hat nun erforscht, wie und unter welchen Bedingungen Masken dazu beitragen, das Ansteckungsrisiko zu verringern und die Pandemie einzudämmen. "Durch das Tragen von Masken kann das Risiko einer Infektion um 50 bis 99 Prozent gesenkt werden", erklärt Pöschl.

Naturgemäß passierten daher viele Ansteckungen beim Essen oder in privaten Umgebungen. Zu den fehlenden Masken käme in diesen Situationen meist ein geringer Abstand und eine schlechte Belüftung. Ausreichender Abstand und gute Belüftung würden dafür sorgen, dass das Infektionsrisiko in Innenräumen auch ohne Maske gering ist.

FFP2-Maske oder OP-Maske?

Die Wirksamkeit von Gesichtsmasken hängt stark von der Viruslast in der Luft ab. Meistens ist die Viruslast in der Luft so gering, dass eine OP-Maske die Verbreitung von Corona effektiv eindämmen kann. Ist die Viruslast höher, zum Beispiel in Krankenhäusern und medizinischen Zentren, ist es wichtig, FFP2-Masken mit höherer Wirksamkeit zu tragen.

Auch das Forschungsteam um Eberhard Bodenschatz kommt zu dem Schluss, dass das Risiko einer Infektion mit Corona sehr gering ist, wenn jeder eine Maske trägt – selbst, wenn diese nicht perfekt sitzt. Es gibt jedoch auch Gegenstimmen zu der Meinung, dass selbst eine schlecht sitzende FFP2-Maske eine höhere Schutzwirkung bietet als eine gut sitzende OP-Maske.

Peter Walger von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) führt aus, dass die Unterschiede von FFP2-Masken und OP-Masken zwar theoretisch vorhanden, diese Voraussetzungen in der Allgemeinbevölkerung praktisch jedoch nicht gegeben seien. "Die FFP2-Masken wirken nur dann, wenn der Träger eine Auswahl unter fünf der Kopfform angepassten Größen hat und er im korrekten Tragen geschult ist", gibt Walger zu bedenken.

Wenn FFP2-Masken falsch getragen, also nicht richtig an die Nase angepasst werden oder Lücken am Kinn und an den Wangen entstehen, "sind sie sogar risikoreicher als OP-Masken." Auch ein Bart schließt das dichte Tragen einer FFP2-Maske aus. Ein weiterer wichtiger Faktor sei die Qualität der Masken: FFP2-Masken sollten generell ein CE-Kennzeichen haben und über die vierstellige Prüfnummer des Labors und die angewandte Norm verfügen.

Die Wirksamkeit von Stoffmasken – und was die Essener Feuerwehr damit zu tun hat

Am Anfang der Pandemie waren Masken noch Mangelware. Viele griffen daher auf gekaufte oder selbst genähte Stoffmasken, sogenannte Mund-Nase-Bedeckungen, zurück. Der Schnittbogen dazu, der sich weltweit verbreitete, kam aus Essen.

Feuerwehrmann und Mitglied der Bio Task Force der Essener Feuerwehr, Jörg Spors, entwickelte diesen bereits im Jahr 2008, nachdem er zu der Erkenntnis gekommen war, dass bei dem Ausbruch einer Pandemie nicht genug Masken verfügbar sein würden. Als Corona sich immer weiter ausbreitete, musste er das Muster nur noch aus der Schublade ziehen.

Heute sieht man Stoffmasken aufgrund der hohen Verfügbarkeit anderer Optionen fast nicht mehr, an einigen Stellen sind sie sogar unerwünscht. Doch eine gute Stoffmaske könne ähnlich gut wie eine OP-Maske oder eine FFP2-Maske wirken, meint Pöschl.

Er fügt jedoch hinzu, dass das Problem bei den Stoffmasken die stark schwankende Qualität sei: "Im Unterschied zu OP-Masken und FFP2-Masken sind Stoffmasken oft nicht standardisiert oder zertifiziert." Gegen die Übertragung von Tröpfchen, die auch im Freien und dort insbesondere auf eine kurze Distanz relevant ist, könne sogar schon ein einfacher Schal schützen.

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Sind Masken gegenwärtig notwendig?

Der Virologe Klaus Stöhr sagte jüngst in einem Interview mit dem "Merkur": "Um es ganz klar zu sagen: Masken tragen und Abstand halten ist gegenwärtig nicht notwendig." Stöhr rückte in den Fokus der Öffentlichkeit, nachdem er Ende April für Christian Drosten in den Sachverständigenausschuss zur Bewertung der Pandemiemaßnahmen der Bundesregierung nachgerückt war.

In einer Ausgabe des ZDF-"Morgenmagazin" deutete er sogar an, dass das Tragen von Masken kontraproduktiv für den weiteren Verlauf der Pandemie sei. "Masken nehmen Menschen die Gelegenheit, sich langfristig mit dem Coronavirus zu arrangieren", sagte er.

Das sei keine allgemeingültige Ansicht unter in der Medizin Tätigen, meint Ulrich Pöschl. "Ich kenne viele Gesundheitsfachleute, die anderer Meinung sind als Herr Stöhr. Wenn man das Infektionsrisiko gering halten möchte, sind Maske tragen, Abstand halten und Lüften die Mittel der Wahl. Ich selbst schütze mich und mein Umfeld weiterhin durch das Tragen von Masken, wann immer es sinnvoll, möglich und erträglich ist – unabhängig von den Vorschriften."

Masken können das Infektionsrisiko zwar stark reduzieren, eine absolute Sicherheit können sie jedoch nicht bieten. Das liege daran, dass selbst FFP2-Masken nicht vollständig dicht seien und einen kleinen Anteil der Aerosolpartikel in der Atemluft durchließen, so Pöschl. Das geringste Risiko einer Infektion besteht, wenn alle eine Maske tragen.

Zu den Personen:
Prof. Dr. Ulrich Pöschl, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie, Mainz und Aerosolexperte und Prof. Dr. med. Christian Witt, Seniorprofessor an der Charité – Universitätsmedizin Berlin und Lungenfacharzt
Dr. Peter Walger, Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V.
Dr. Mohsen Bagheri, Birte Thiede und Prof. Dr. Eberhard Bodenschatz, Forschende des Göttinger Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation und Verfassende der Studie "An upper bound on one-to-one exposure to infectious human respiratory particles"

Verwendete Quellen:

  • Prof. Dr. med. Prof. h.c. Walter Popp: Auf das richtige Tragen der richtigen Masken kommt es an – ASU Issue 57, 03.2022
  • bfarm.de: Empfehlungen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte
  • merkur.de: Lauterbach laut Stöhr im Panikmodus: „Maske tragen und Abstand halten ist nicht notwendig“
  • mpic.de: Stellungnahme zur Wirksamkeit und Nutzung von Gesichtsmasken gegen COVID-19 des Max-Planck-Instituts für Chemie
  • zdf.de: Corona Sommerwelle Stoehr

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