Chronische Schmerzen schränken das Leben der Betroffenen stark ein. Oft aber werden sie mit ihrem Leid nicht ernst genommen. Die Deutsche Schmerzgesellschaft will das ändern und fordert unterschiedliche Akteure im medizinischen Bereich auf, besser zusammenzuarbeiten.

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Etwa 23 Millionen Menschen in Deutschland haben chronische Schmerzen. Diese dauerhafte Belastung führt bei vielen dazu, dass sie in ihrem Alltag stark eingeschränkt sind. Der Schmerz bestimmt ihr Leben – und hat oft auch Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Dieses Phänomen wird auch als Schmerzkrankheit bezeichnet.

Die Deutsche Schmerzgesellschaft will das Thema mit dem Aktionstag gegen Schmerzen (immer am ersten Dienstag im Juni, in diesem Jahr am 3.6.) in den Fokus zu rücken. So soll es zu einer besseren strukturellen Vernetzung zwischen den relevanten Bezugsstellen geben: unter anderem Apotheken, Pflegedienste, Kliniken sowie ärztliche und psychologische Praxen. "Die Therapie chronischer Schmerzen erfolgt im interdisziplinären Team", bestätigt auch Frank Petzke, Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft.

Vor allem Pflegekräfte spielen hier eine große Rolle. "Sie sind oft die Ersten, die Schmerzen wahrnehmen, sie dokumentieren, lindern, kommunizieren und in den Behandlungsprozess auch einordnen", erklärt Vera Lux, Präsidentin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe: "Moderne Schmerzversorgung braucht diesen pflegerischen Blick."

Verlust von Lebensqualität

Wer an chronischen Schmerzen leidet, büßt massiv an Lebensqualität ein. Für viele Menschen bedeutet es Einschränkungen im sozialen und beruflichen Umfeld. Denn Schmerzen sind meist unsichtbar - dadurch sind viele Betroffene oft mit Unverständnis konfrontiert.

Vor allem im beruflichen Kontext kann dies schwerwiegende Folgen haben, beispielsweise dann, wenn eine Person sich häufig krankmeldet. Die Situation kann sich schnell zuspitzen und etwa zu Druck durch Vorgesetzte, Mobbing durch Kollegen oder starken Schuldgefühlen führen - was die psychische Gesundheit der Betroffenen weiter belastet und wiederum Auswirkungen auf ihre Schmerzen haben kann.

Nicht genügend Wissen über Schmerzen

Es liegt meist bei den Betroffenen, das Umfeld über ihre Schmerzen aufzuklären. "Es fehlt weiten Teilen der Bevölkerung an Gesundheitskompetenz, sodass Betroffene mit chronischen Schmerzen ihr gesamtes soziales Umfeld über die Erkrankung chronische Schmerzen und deren Auswirkungen adäquat informieren müssen", so Heike Norda, Vorsitzende der Patientenorganisation UVSD SchmerzLOS. Dies könne aber nur gelingen, wenn die Betroffenen auch selbst eine gute Gesundheitskompetenz hätten und aufgeklärt seien über alle Aspekte ihrer Erkrankung.

Über einige Krankheiten, die mit chronischen Schmerzen einhergehen, gibt es auch unter Fachärztinnen und -ärzten nicht immer ausreichend Wissen. So zum Beispiel bei Endometriose, einer Erkrankung, bei der sich Gewebe, ähnlich dem der Gebärmutterschleimhaut, außerhalb der Gebärmutter ansiedelt und zu starken Schmerzen führen kann.

Das fehlende Wissen, sowohl bei Medizinern und Medizinerinnen als auch bei Patientinnen, führt dazu, dass es im Schnitt sechs bis acht Jahre dauert, die Krankheit zu diagnostizieren. Auch nehmen viele diese Form von Schmerzen nicht ernst, da es als normal angesehen wird, dass es während der Periode zu starkem Unwohlsein kommen kann.

Schmerzen können zwar gemessen werden, doch ist Schmerzempfindung individuell. "Schmerz ist erst einmal eine sehr persönliche Erfahrung. Und wir wissen, dass biologische, aber eben auch psychologische und soziale Faktoren auch beeinflussen, wie stark wir Schmerzen erleben und wie stark wir durch die Schmerzen beeinträchtigt sind", sagt Christiane Hermann, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychologische Schmerztherapie und -Forschung.

Welche Rolle spielt unser Kopf bei Schmerzen?

Chronische Schmerzen können Stress, Angst oder Hilflosigkeit in den Betroffenen auslösen und sie psychisch stark belasten. Umgekehrt können Stress und Krankheiten wie Depressionen Schmerzen auslösen und den Leidensdruck weiter erhöhen.

Hermann kritisiert, dass bei der Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen die psychosoziale Komponente oft nicht ausreichend mitgedacht werde. Schmerzerleben und psychosoziale Faktoren bedingen sich aber wechselseitig. Zudem gibt es laut Hermann mangelndes Wissen im Bereich Schmerz: "Wir sind natürlich gefordert, uns mit der Aus- und Weiterbildung zu beschäftigen. In der Psychologie wurde das Thema Schmerz bisher leider sehr stiefmütterlich behandelt." Eine bessere Vernetzung zwischen den behandelnden Ärztinnen und Ärzten sei elementar, so Hermann.

Verwendete Quellen

  • Pressemappe des Aktionstags gegen Schmerzen am 3. Juni 2025
  • Pressekonferenz Deutsche Schmerzgesellschaft: "Raus aus dem Einzelsilo: Schmerzversorgung ist Teamarbeit" am 3. Juni 2025