Eines steht im Brexit-Kuddelmuddel bereits fest: Der 29. März 2019 wird nicht in die Geschichte eingehen als der Tag, an dem Großbritannien die Europäische Union verlassen hat. Der Rest ist Chaos und noch völlig offen.
Im Vereinigten Königreich wird weiterhin gerungen, wie und wann und vielleicht sogar, ob der Brexit überhaupt vollzogen werden soll. Wer noch nicht völlig genervt ist von dem Hin und Her, bekommt hier hilfreiche Literatur und einen Filmtipp, um vielleicht besser verstehen zu können, was das Volk zu diesem Schritt bewogen hat. Und wer das Land von Queen Elizabeth, das vor allem für schwarzen Humor und seine Teatime-Kultur bekannt ist, dementsprechend gebührend aus der EU verabschieden möchte, erhält natürlich auch weniger ernst gemeinte Produktempfehlungen zum Brexit.
Der Brexit als Film
"Jeder weiß, wer gewonnen hat. Aber nicht jeder weiß, wie..." Am Anfang des Brexit-Chaos stand das Referendum vom 23. Juni 2016. Eine knappe Mehrheit der Briten stimmte für den EU-Austritt. Was hat sie dazu bewogen? Oder sollte die Frage lauten: Wer?
"Brexit - The Uncivil War" ist ein Spielfilm über die Drahtzieher der "Vote Leave"-Kampagne, allen voran den Mastermind Dominic Cummings. Benedict Cumberbatch (bekannt als "Sherlock") spielt den begnadeten Spin Doctor, der neue Wege in der politischen Meinungsbildung und Wählermobilisierung zu nutzen wusste: die Brexit-Kampagne als Geniestreich eines talentierten Politstrategen ("Let's take back control!").
Eine Britin in Deutschland
Nach dem 23. Juni 2016 war der Brexit also beschlossene Sache. Wie sich diese Entscheidung konkret auf das Leben einer Britin auswirkte, die auf dem Kontinent lebt und arbeitet, das hat Kate Connolly, Berlin-Korrespondentin des Guardian, in ihrem Buch "Exit Brexit: Wie ich Deutsche wurde" beschrieben. Nach dem Ergebnis des Referendums war die Autorin, die mit ihrer Familie in Potsdam lebt, in Tränen ausgebrochen. Später beantragte sie die deutsche Staatsbürgerschaft - wie viele ihrer Landsleute hier. Die überzeugte Europäerin Connolly beschreibt den Brexit aus ganz persönlicher Perspektive, zum Beispiel die Konflikte innerhalb der eigenen (britischen) Familie, betrachtet aber auch das große Ganze, die Beziehung von Großbritannien zu Deutschland und Europa, und versucht, die Entscheidung historisch nachzuvollziehen.
Eine Deutsche in Großbritannien
Aus der umgekehrten Perspektive schildert Annette Dittert ihre Eindrücke in "London Calling - Als Deutsche auf der Brexit-Insel". Die ehemalige London-Korrespondentin für die ARD lebt seit 2008 in der britischen Hauptstadt, die sie samt Lebensgefühl in ihrem ebenfalls sehr persönliches Buch beschreibt.
Die spinnen, die Briten
Von außen schaut sich Johann-Günther König die Sache in seinem Buch "Die spinnen, die Briten - Das Buch zum Brexit" an. König, sowohl England- als auch EU-Experte, erklärt Großbritannien und seine Befindlichkeiten, stellt Ursachen und möglichen Folgen des EU-Austritts dar.
Der Brexit in Cartoons
Die beliebteste Eigenschaft, die den Briten hierzulande nachgesagt wird, ist ihr charakteristischer Humor. Natürlich mangelt es trotz Krisenstimmung auch nicht an Brexit-Gags, im Gegenteil. Gerade in misslichen Lagen pflegt der Engländer zu scherzen. Der Traditionsverlag Penguin Books hat "The Penguin Book of Brexit Cartoons" herausgebracht. Manche Zeichnungen favorisieren klar entweder die Brexiteers oder die Remainers, die meisten aber bringen in einem treffendem Bild die totale Verwirrung auf den Punkt.
Fünf Freunde und der Brexit
Neben "Five Go Gluten Free" und "Five Give Up The Booze" hat Bruno Vincent wieder zugeschlagen und die legendäre "Fünf Freunde"-Reihe von Enid Blyton mit zwei weiteren ironischen Titeln aus aktuellem Anlass fortgeschrieben: "Five on Brexit Island" und "Five Escape Brexit Island". Tragisch: Wie viele britische Familien und Freundeskreise ist selbst diese eingeschworene Gemeinschaft gespalten in ihrer Haltung zum Brexit.
Der Brexit in der Mode
"Mind the Gap", der berühmte Hinweis aus der Londoner Untergrundbahn, der Passagiere beim Ein- und Aussteigen vor dem Spalt zwischen Zug und Bahnsteig warnt, hat auch längst eine Anpassung an die Zeitgeschichte erfahren. Natürlich nicht bei der London Underground, aber auf einem T-Shirt kann man das umgewidmete Symbol zur Schau tragen: "Mind the Brexit". Wenn auch die Warnung etwas spät kommen mag...
Zu einer gewissen Popularität ist seit dem Referendum auch der "EU-Pullover" in verschiedenen Ausführungen gelangt: Er zeigt entweder den vollständigen Kranz aus den zwölf Sternen der EU-Flagge auf blauem Grund oder - deutlich auf den Brexit bezogen - mit einem fehlenden Stern, manchmal sogar mit Abschiedsträne. Europa-Fans posten in den sozialen Medien Fotos von sich in diesem pro-europäischen Sweatshirt. Könnte noch mindestens bis zur Europawahl Ende Mai im Trend liegen.
Der Brexit zum Essen und Trinken
Wer mag, kann seine Brexit-Lust oder seinen Frust mit einem Nationalgetränk Großbritanniens begießen: Aus English Breakfast Tea wird hier English Brexit Tea.
Wie wäre es dazu mit original englischer bitterer Orangenmarmelade aus einer der ältesten Marmeladenmanufakturen von der Insel? Ein Hauch von bitterem Brexit-Beigeschmack.
...und der Brexit-Soundtrack
Der passende Soundtrack zur Brexit-Stimmung ist auch gerade erschienen: "Gonna make it alone - Brexit Rockers". Auf den aktuellen politischen Ausnahmezustand bezieht sich keiner der Songs auf dem Sampler, schließlich stammen sie vornehmlich aus den Fünfzigern. Da war Boris Johnson noch nicht einmal geboren. Das Label Atomicat hat einfach thematisch passende Songs zum Trennungsschmerz zusammengestellt, mal mehr, mal weniger bekannt. Die Orginalität der Zusammenstellung aus Rockabilly, Rhythm 'n' Blues und Rock 'n' Roll liegt in der originellen Auswahl der Songtitel. Einer klingt treffender als der andere, wenn man an den Brexit denkt: "I'm Walking Out On You", "We're Talking It Over", "No Money In This Deal" und "Messed Up".