Das Stevens Youngsters Team fördert seit 2024 Kinder und Jugendliche der Rennklassen U15 und U17. Siege und vordere Platzierungen sind aber nicht das allerwichtigste Ziel, sagt der Sportliche Leiter Sebastian Hannöver. Was stattdessen zählt, erklärt er im ROADBIKE-Interview.

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ROADBIKE: Sebastian, was ist das Stevens Youngsters Team?

Sebastian Hannöver: Eine 2024 ins Leben gerufene Nachwuchsmannschaft für Rennfahrer der Klassen U15 und U17. Die Jugendlichen fahren Straßenrennen, Cyclocross, auch mal Mountainbike. 2024 hatten wir neun Fahrer, alle über Norddeutschland verstreut.

Warum habt ihr die Mannschaft gegründet?

Radsport ist Mannschaftssport – in Deutschland gibt es aber im unteren Jugendbereich keine Renngemeinschaften, dies ist erst ab der U19 vorgesehen. Entweder hat man also das Glück, in einem großen Verein mit viel Nachwuchs zu fahren, oder man muss sich lange alleine durchschlagen. Unsere Jungs kannten sich schon und waren gut befreundet, auch die Eltern dachten in die gleiche Richtung. So kam die Idee eines Teams auf. Die Kids haben Bock auf Rennen, die wollen sich messen, aber auch lernen. Wir wollen sie möglichst breit ausbilden, gute Rahmenbedingungen bieten und früh an das Fahren als Mannschaft heranführen. So sind sie gut gerüstet für die älteren Rennklassen oder sogar den Profisport. 2024 hat allen viel Spaß gemacht – so soll es weitergehen!

War es schwierig, Sponsoren zu finden?

Ich selbst fahre im Stevens Racing Team Cyclocross, entsprechend gab es bereits Kontakte zu Stevens. Die Familie von Hacht fördert den Radsport schon seit der Gründung von Stevens – sie waren schnell bereit, den bereits bestehenden Cross-, MTB- und Straßenmannschaften ein Jugendteam an die Seite zu stellen. Auch Abus, Sonax, Michelin, das Softwareunternehmen Graphisoft Nord und die Rechtsanwaltskanzlei PM Advokatfirma unterstützen uns. Wir sind gut aufgestellt, freuen uns aber natürlich über weitere Sponsoren. Radsport ist ein teures Hobby – nicht nur durch die Grundausrüstung, sondern auch durch Folgekosten wie Verschleiß, Fahrtkosten, Startgelder und so weiter. Sponsoren können da mit vergleichsweise kleinen Beträgen viel leisten. Die Gegenleistung ist nicht nur ideell, wir bieten auch Sichtbarkeit bei den Rennen und durch unsere Social-Media-Aktivitäten – bei Interesse gerne melden!

Was bekommen die Kids?

Ein Leihrad, sofern sie nicht schon ein eigenes haben. Zudem Bekleidung, Helme, Radpflegeprodukte, Zuschüsse für die Rennen. Sie kriegen aber nicht nur, sondern geben auch, verpflichten sich ein Stück weit: Sie sind Teil einer Mannschaft, da können sie ihre Teamkameraden natürlich nicht hängen lassen. Sie engagieren sich, trainieren, starten bei den Rennen, ziehen an einem Strang, sind motiviert. Sie lernen aber auch, pfleglich mit dem Material umzugehen. Ich bin überzeugt, dass sie durch eine gute Schule fürs Leben gehen und gewisse Werte wie Teamwork, Zeitmanagement, Zuverlässigkeit, Disziplin und vieles mehr mitnehmen.

Bestehen Interessenskonflikte zu den Heimatvereinen oder Landesverbänden?

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Wir haben sehr, sehr viele Gespräche geführt und mittlerweile, denke ich, gute Lösungen gefunden. Was die Heimatvereine angeht, so sind die dortigen ehrenamtlichen Trainer zum Teil auch Betreuer bei uns – das ist also unproblematisch. Wir greifen aber auch gar nicht in die Vereinsarbeit ein, schreiben keine Trainingspläne. Was die Verbände angeht, ist es komplizierter, alleine aufgrund der Regularien. Wie angedeutet, sind Renngemeinschaften in dem Alter ja gar nicht vorgesehen. Letztes Jahr sind wir deshalb als MTB-Renngemeinschaft gestartet, für dieses Jahr wurde eine Sondergenehmigung erteilt. Klar ist: Bei Rennen, wo Landeskader am Start stehen, hat der Verband das höhere "Zugriffsrecht". Und natürlich starten unsere Fahrer bei ihren Heimatrennen oder bei den Rennen, bei denen sie das wollen, im Vereinstrikot. Im Radsport sind wir viel zu wenige, um uns gegenseitig das Leben schwer zu machen!

Wo soll die Reise hingehen?

Ganz klar ist das noch nicht. Wie im Fußball engagieren sich viele Eltern für ihre eigenen Kinder. Sprich: Wenn die älter werden, rücken auch die Eltern als Betreuer in die höheren Klassen mit auf. Wenn wir das Team langfristig etablieren könnten, mit "nachwachsenden" Jugendlichen und Eltern, wäre das natürlich toll. Sportlich haben wir keine konkreten Ziele. Unser Ziel ist es, die Kids langfristig für den Sport zu gewinnen. Nicht alle können Olympiasieger werden. Viele hören in der U19 oder U23 auf, wenn Arbeit oder Studium dazukommen. Unsere Sponsoren bieten hier Lösungen an, Berufsausbildung und Leistungssport unter einen Hut zu bekommen. Wenn die Kids die lodernde Flamme des Radsports im Herzen behalten, ist das mehr wert, als irgendein Sieg in der Jugend. Dann hätte sich der Aufwand gelohnt.  © Bike-X