Ein E-MTB mit minimalem Wartungsaufwand? Moustache will mit seinem neuen Clutch diesen Traum vieler Biker*innen erfüllen. Es kommt mit Pinion-MGU-Antrieb und Gates-Riemen! Wir konnten das Bike bereits auf einem Presse-Camp in Freiburg testen.

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Die 2011 in den Vogesen gegründete Bikemarke Moustache hat sich auf hochwertige Elektrofahrräder spezialisiert. Mit dem E-Mountainbike Clutch geht die Reise weiter. Hier setzen die Franzosen auf den wartungsarmen Pinion-MGU-Antrieb und eine moderne, trailtaugliche Geometrie.

Kurz & knapp: Moustache Clutch & Clutch SUV

  • E-Mountainbike mit Pinion-MGU-Antrieb und 780-Wh-Batterie
  • Gates-Riemenantrieb und eigens für das Rad entwickelter Akku
  • Clutch: 170/160 mm Federweg / Clutch SUV: 150/150 mm Federweg
  • Mullet-Setup (29 Zoll vorne, 27,5 Zoll hinten)
  • schlicht gehaltener Alu-Rahmen der personalisiert werden kann
  • vier Größen (S bis XL) & vier Modelle ab 7999 Euro

Als der Motorengigant Bosch letztes Jahr seinen neuen Performance-Line-CX-Motor vorstellte, präsentierte Moustache mit dem Game ein richtig cooles E-MTB. Knapp ein Jahr später erweitern die Franzosen ihr Portfolio um ein weiteres Modell: das Moustache Clutch. Diesmal kommt der Antrieb zwar immer noch von Schwaben, allerdings aus Denkendorf vom Getriebehersteller Pinion.

Pinion MGU – der wartungsärmste Antrieb ever?

2023 war die Pinion MGU, der erste E-Motor mit Schaltgetriebe, wohl eine der absoluten Sensationen der Eurobike. Das Besondere: In einem Gehäuse vereint, arbeitet ein nahezu wartungsfreies, in Öl laufendes Schaltgetriebe, das speziell für E-Mountainbikes, E-Trekkingbikes und vergleichbare Einsatzbereiche konzipiert wurde.

Die Idee dahinter ist einleuchtend: Herkömmliche Mittelmotoren setzen Kette, Schaltung und Ritzel unter enorme Belastung, was – je nach Bauqualität – deren Lebensdauer erheblich verkürzt. Pinions integriertes Getriebe dagegen wurde gezielt für die Beanspruchung durch E-Motoren entwickelt und soll die Haltbarkeit der Antriebskomponenten – u. a. Riemen anstatt Kette – spürbar verbessern. Zusätzlich verspricht das System eine einfachere Bedienung sowie minimale Wartung. So soll lediglich alle 10.000 Kilometer ein Ölwechsel erforderlich sein.

Ein weiterer Vorteil der MGU: Die Masse von Motor und Akku konzentriert sich tief und zentral im Rad. Da das Hinterrad frei von schwerer Schalttechnik bleibt, profitiert das Fahrverhalten spürbar – E-Bikes mit Pinion MGU könnten damit künftig mit besserem Handling gegenüber herkömmlichen Antriebssystemen punkten. Kleiner Fun Fact am Rande: das Magnesiumgehäuse der MGU wird von Kettensägen-Hersteller Stihl gefertigt.

Die Pinion MGU bietet 85 Nm Drehmoment und 12 Gänge mit enormer Übersetzung: 600% Bandbreite. Ab Werk kommen alle Bikes, abgesehen vom Einstiegsmodell, mit einem Gates-Riemenantrieb, der gegen Aufpreis aber auch gegen eine Kette getauscht werden kann.

Die 780-Wh-Batterie wurde speziell für das Clutch entwickelt und soll für satte Reichweite und langen Trailspaß sorgen. Der Akku ist per 6er-Inbus entnehmbar und kann so einfacher geladen oder gelagert werden. Die vier Unterstützungsstufen sind in der App konfigurierbar.

Dieses Jahr setzen im Downhill bereits vier Weltcup-Teams (Aon Racing, Atherton Racing, MS-Racing (Mondraker) und Intense Factory Racing) auf einen Getriebe-Antrieb mit Riemen. Die Vorteile liegen auf der Hand: tieferer Schwerpunkt, schalten – egal wann, und Wartungsfreundlichkeit. Dass Gates an das System glaubt, beweisen sie mit ihrem sagenhaften Preisgeld von 100.000 Euro. Mit diesem Anreiz wollen sie den ersten Elite-Rennfahrer, männlich oder weiblich, belohnen, der oder die ein UCI-Mountainbike-Downhill-Rennen auf einem Bike mit Riemenantrieb von Gates gewinnt.

Im (E-)Enduro fährt bisher noch niemand Getriebe. Grund dafür dürfte mit Sicherheit das vergleichsweise höhere Gewicht sein, bestimmt aber auch, dass der MGU die Race-Gene noch fehlen, um mit den anderen Motorenherstellern auf der Rennstrecke mitzuhalten.

Geometrie des Clutch – lang und modern

Das neue Clutch, ist modern gezeichnet. Das Clutch hat einen flachen Lenkwinkel von 64,2 Grad, beim Clutch SUV ist der Lenkwinkel um 0,2 Grad steiler. Beide Räder kommen ausschließlich mit Mullet-Setup in allen Größen. Die Kettenstreben wachsen nicht mit und messen in allen Größen üppige 450 mm. Der Reach misst bei Größe M lange 460 mm, beim Clutch SUV ist der Reach 2 mm länger.

Clevere Details

Das integrierte Rücklicht ist kompakt und nahezu unsichtbar direkt in die Sattelklemme integriert. Das mag einem bei einem E-MTB zunächst überflüssig vorkommen. Doch wer schon mal bis nach Sonnenuntergang unterwegs war, weiß, dass ein Rücklicht für den Heimweg auf der Straße goldwert sein kann. Praktisch: Die Verkabelung für ein optionales Frontlicht ist bereits vorinstalliert

Beim Clutch ist ein kleines Schutzblech in der Rock-Shox-Gabel integriert. Das Clutch SUV kommt hingegen mit großen, integrierten Schutzblechen für vorne und hinten, die den gröbsten Schmutz abhalten sollen.

Für Trailside-Notfälle wurde ein Toolbag an der Batterie entwickelt. Diese Tasche sitzt direkt an der Batterie und bietet Platz für wichtige Ersatzteile wie Kettennieter oder Ersatzschläuche.

Cool: Ab Werk ist ein Multitool im Steuersatz integriert. So hast du unterwegs alle wichtigen Werkzeuge direkt am Bike – kein langes Suchen im Rucksack mehr. Der Rahmen soll mit transparentem TPU-Material geschützt werden, ist in zwei Farben erhältlich und minimalistisch gehalten. Je nach Gusto kann er aber mit fünf verschiedenen Unterrohr-Stickern à 25 Euro gestaltet werden. Dieses Konzept kennt man zum Beispiel auch schon von Scor.

Gewusst? Der Markenname "Moustache" bezieht sich auf den charakteristischen Lenkerstil der Cargo-Bikes, der an einen Schnurrbart (franz. "Moustache") erinnert.

Modelle und Preise

Moustache bietet drei Modellvarianten des Clutch und eine Variante des Clutch SUV an. Alle Modelle kommen mit Pinion MGU 12.

Clutch 160.7 – 7999 €

  • Fahrwerk: Rock Shox Domain R 170 mm / Super Deluxe Select 160 mm
  • Antrieb: KMC anti-rust 34/34t
  • Bremsen: Magura MT5 203/203 mm
  • Laufräder und Reifen: Moustache / Maxxis Assegai DD/Exo+ 29/27,5 x 2,5"

Clutch 160.8 – 8999 €

  • Fahrwerk: Rock Shox Zeb Select 170 mm / Vivid Select 160 mm
  • Antrieb: Gates CDX 39/39t
  • Bremsen: Magura MT5 203/203 mm
  • Laufräder und Reifen: Moustache / Maxxis Assegai 29/27,5 x 2,5"

Clutch 160.9 – 9999 €

  • Fahrwerk: Rock Shox Zeb Ultimate 170 mm / Vivid Ultimate 160 mm
  • Antrieb: Gates CDX 39/39t
  • Bremsen: Magura Gustav Pro 203/203 mm
  • Laufräder und Reifen: Mavic XM1030 / Maxxis Assegai 29/27,5 x 2,5"

Clutch SUV 150.7 – 8299 €

  • Fahrwerk: Rock Shox Psylo Silver RC 150 mm / Magic Grip 150 mm
  • Antrieb: Gates CDX 39/39t
  • Bremsen: Magura MT5 203/203 mm
  • Laufräder und Reifen: Moustache / Maxxis Rekon 29 x 2,4"/27,5 x 2,6"

Erster Fahreindruck: Moustache Clutch

Bergab fällt direkt das satte Fahrwerk auf – Reserven und vor allem Traktion en masse. Die MGU macht‘s möglich. Denn ohne das zusätzliche Gewicht vom Schaltwerk und der Kassette fällt die ungefederte Masse am Hinterrad geringer aus, als bei herkömmlichen Antrieben, wodurch das Fahrwerk sensibler reagieren kann.

Auch gut: Dank des Getriebes kann man auch locker unter Last, aber auch im Stand schalten. Gerade in kniffligen Uphill-Passagen oder wenn man am Berg anfahren muss, ist das ein willkommener Mehrwert.

Mit fast 28 Kilo fällt das Gewicht sehr hoch aus. Aber halb so wild, denn die Extra-Pfunde sitzen an der richtigen Stelle – nämlich in der Mitte des Bikes, schön tief über dem Tretlager. Gepaart mit dem kleinen Hinterrad lässt sich das Clutch trotz Übergewicht noch überraschend gut über den Trail manövrieren. Dennoch liegen seine Stärken auf rauen Highspeed-Passagen. Der Lenkwinkel ist flach, die Kettenstreben lang – das erzeugt viel Laufruhe. Das hohe Gewicht und das satte Fahrwerk tun ihr Übriges. So pflügt das Clutch selbst durch fieseste Stein- und Wurzelfelder souverän.

Bergauf liefert der Motor satte Power und dank des Pinion-Getriebes auch einen extrem kleinen Klettergang. Steile Rampen? Kein Problem. Einziges Manko: Im Vergleich zu anderen Modellen sind Mahlgeräusche aus dem Getriebe deutlich lauter als das elektrische Surren von anderen Motoren. Außerdem stören die "Double Shifts", die mechanisch bedingt zwischen den Gängen 4 und 5 sowie 8 und 9 stattfinden. Bei diesen Getriebesprüngen setzt der Motor für einen Wimpernschlag lang aus. Das ist gerade bei anspruchsvollen Uphills nervig und kann einen leicht aus dem Fahr-Flow reißen.

Der Remote für die Motorunterstützung ist etwas fummelig und erinnert an der Controller von Fazua. Wen das richtig stört, kann aber auf eigene Faust einen anderen Pinion-Remote-Hebel nachrüsten.

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Auch den Automatic Shift haben wir ausprobiert. Was für die Stadt super geeignet ist, funktioniert auf dem Trail leider nicht besonders gut, da die MGU das Gefälle und die Geschwindigkeiten auf dem Trail nicht vorhersehen kann und so oft einen unpassenden Gang erwischt bzw. zu spät schaltet.  © Bike-X