Die Talbrücke Brunsbecke auf der Sauerlandlinie A45 steht ab sofort dauerhaft unter technischer Beobachtung. Das marode Bauwerk gilt nach dem Abriss der Talbrücke Rahmede als nächste kritische Stelle auf der wichtigen Nord-Süd-Autobahn – ein Totalausfall hätte weitreichende Folgen für Südwestfalen.
Wie Susanne Schlenga, Sprecherin der Autobahn GmbH, dem Online-Portal "come-on.de" der Mediengruppe Westfälischer Anzeiger mitteilte, sei unterhalb der Brücke ein spezieller Montagewagen installiert worden, der die ständige Inspektion ermögliche. "Die Talbrücke Brunsbecke wird dauerhaft überwacht", erklärte Schlenga weiter. Damit wolle man "nichts mehr dem Zufall überlassen".
Ziel dieser Maßnahme ist es, mögliche strukturelle Veränderungen frühzeitig zu erkennen und den Weiterbetrieb unter Auflagen so lange wie möglich sicherzustellen. Die Bedeutung der Brunsbecke-Brücke lässt sich kaum überschätzen: Da sie als Einzelsegment ausgeführt wurde, würde ein Ausfall die A45 zwischen Hagen-Süd und Lüdenscheid-Nord vollständig unterbrechen – so wie es damals wegen der Rahmede-Talbrücke vorgekommen ist. Eine Umleitung über die B54 ins Volmetal ist zwar möglich, stößt jedoch aufgrund maroder Zubringerstrecken wie dem Volmeabstieg schnell an ihre Kapazitätsgrenzen. Ein regionaler Verkehrskollaps wäre in einem solchen Szenario kaum vermeidbar.
Ein Bauwerk unter Druck
Die 534 Meter lange Brunsbecke-Brücke bei Hagen hat ihre beste Zeit längst hinter sich. Eine Brückenprüfung im Jahr 2022 ergab eine Zustandsnote von 3,0 – das entspricht einer Bewertung von "nicht ausreichend". Seitdem wird versucht, den Weiterbetrieb mit provisorischen Maßnahmen abzusichern: Ein Lkw-Abstandsgebot, Tempolimit und eine Fahrbahnverschwenkung sind seit Jahren in Kraft.
Die zuletzt für das Jahr 2024 vorgesehenen Verstärkungsarbeiten wurden inzwischen abgeschlossen. Unter anderem wurden Betonflächen an Pfeilern und Widerlagern saniert sowie Übergangskonstruktionen instand gesetzt. Diese Verbindungsglieder zwischen Fahrbahn und Brücke gehören zu den klassischen Verschleißteilen, die regelmäßig überprüft werden müssen.
"Mit den nun vorgenommenen Sanierungen und dem Anbringen von Verstärkungen an den Stegen, die als Längsträger dienen, ist die Brücke bis zur Fertigstellung eines ersten Teilbauwerkes des Neubaus für den Verkehr in der derzeit eingeschränkten Verkehrsführung nutzbar", erklärte Susanne Schlenga.
Neubau weiter ohne Termin
Ein Ersatzneubau ist seit Jahren geplant – und verzögert sich dennoch weiter. Zwar wurde die Abrissplanung bereits vergeben und eine funktionale Ausschreibung angekündigt, doch konkrete Termine für Baubeginn oder Fertigstellung stehen weiterhin aus. Das liegt auch daran, dass das für Ende 2024 angekündigte Nachrechnungsergebnis noch nicht vollständig vorliegt. Lediglich Teilnachweise zur Tragfähigkeit der alten Brücke sind derzeit verfügbar.
Bereits im Juni 2024 hatte die Autobahn GmbH erklärt: "Die Nachrechnung der Talbrücke Brunsbecke ist für die Autobahn GmbH eine wichtige Grundlage für die weiteren Planungen und Erhaltungsmaßnahmen."

Lehren aus der Vergangenheit
Im Vergleich zur inzwischen gesprengten Talbrücke Rahmede weist Brunsbecke laut Informationen aus Behördenkreisen einen leicht besseren Erhaltungszustand auf. Das liegt insbesondere daran, dass sie bereits in der Vergangenheit mit Korrosionsschutz versehen wurde – anders als ihre baugleiche Schwester.
In der Fotoshow zu sehen, die aktuelle deutsche Brückenstatistik.
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