Fast 70 Prozent aller in Japan verkauften Autos waren im vergangenen Jahr Kei-Cars. Die Idee der japanischen Regierung, nach dem Zweiten Weltkrieg mit den günstigen Kleinstfahrzeugen die breite Masse zu mobilisieren, ist aufgegangen. Zunächst als Maßnahme der Wirtschaftsförderung und schließlich auch als Sicherheitsgewinn durch den Umstieg von zwei auf vier Räder. Möglich gemacht durch staatliche Förderung, Steuer-Anreize sowie Vergünstigungen bei Maut- und Parkkosten.
Video: Im Video: Mitsubishi EK X EV Elektro-Kei Car
Eine Quote, von der die Elektromobilität trotz verschiedener Subventionen nur träumen kann. Ein Kernproblem dabei: E-Autos sind nach wie vor sehr teuer. Schon das billigste Exemplar, der Dacia Spring Electric 45, kostet hierzulande mindestens 22.750 Euro in der Basis – für ziemlich wenig Auto. Für dieses Budget gibt es verbrennerseitig wesentlich bessere Fahrzeuge. Selbst der kleine VW Up ist als GTI für 20.000 Euro rund 10.000 Euro günstiger als sein Elektro-Bruder. Was also fehlt, ist ein bezahlbarer E-Kleinwagen für die Massen.
Preislich muss noch was gehen
Renault will nun offenbar in genau diese Kerbe schlagen, wie die britische Autocar berichtet. Entsprechend soll sich Konzernchef Luca de Meo am Rande eines Marken-Events geäußert haben. Ihm gefalle das Prinzip der Kei-Cars ausgesprochen gut. So gut, dass in ihm die Idee gereift sei, diese Art von Fahrzeug für den europäischen Markt zu übersetzen. Allerdings, und jetzt kommt die schlechte Nachricht, gibt er als preislichen Anhaltspunkt nur die Unterschreitung der 20.000-Pfund-Marke. In Euro umgerechnet wären das immer noch 23.000 Euro und damit quasi der Preis eines Dacia Spring.
Sollte nun die Idee sein, den Spring zu schrumpfen und mit einem Renault-Logo zu versehen, werden sich für einen Preis von mehr als 20.000 Euro wohl nur wenige Idealisten finden, die ihren Geldbeutel öffnen. Die Ansprüche der Kundschaft an ein Auto sind in Europa nunmal über Jahre hinweg angelernt. Das Gros der Hersteller verfolgt seit Jahren eine Politik der Ausstattungsanhebung und Basismodell-Eliminierung. "So nackt ohne Ausstattung kauft die eh keiner", heißt es dann inoffiziell, mit der Konsequenz, dass wir uns an einen gewissen Komfort-Level gewöhnt haben.

China springt ein
Ein preislich attraktives Elektroauto über das reine Wegstreichen von Performance, Features und Materialgüte zu realisieren, kann also nicht die Antwort sein, wenn man auf breite Akzeptanz hofft. Provokant gesagt, wäre es nötig, den Preis des Elektro-Twingo von 28.000 auf 18.000 Euro zu reduzieren, um bei Renault zu bleiben. Bislang ist es jedoch noch keinem europäischen Hersteller gelungen, ein solches Angebot zu machen und wenn wir noch eine Weile warten, wird mit Sicherheit eine chinesische Marke einspringen. Welche E-Modelle sich zuletzt in Deutschland am besten verkauft haben, erfahren Sie in unserer Fotoshow oben im Artikel. © auto motor und sport

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